„skrupellos“
Datum: 03.07.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... wehrt sich nach Leibeskräften.
Obgleich einem kampferfahrenen Betrachter schon Zweifel an dieser Szene kommen könnten. Die zwei Ober wogen zusammen nicht so viel wie Jason und waren zu dem noch einen Kopf kleiner und trotzdem gelang es ihnen ihn aus dem Lokal zu bugsieren, … aber nun ja.
Julia´s Hände zitterten und mit einer fahrigen Bewegung stieß sie das schon vor gedeckte, aber noch leere hochstielige Rotweinglas so ungeschickt um, dass es vom Tisch rollte und zerbrach.
Sie schluchzte laut auf, ihr Blick huschte hilfesuchend durch den Raum, ihre Augen trafen die seinen, „hilf mir bitte“, sagten sie und füllten sich mit Tränen.
Der Richter stand auf und trat an Julias Tisch.
„Darf ich ihnen,… erlauben Sie...“.
Er nahm ihren Arm und führte sie zu seinem Tisch.
***
Nachdem Julia sich wieder beruhigt, einen winzigen Schluck Wein getrunken und er ihren Namen erfahren hatte, genügte ein: „Und was machen Sie so Julia?“, um bei ihr einen Redeschwung auszulösen.
Ihr Vater sei vor zwei Monaten gestorben. Sie habe ihn sehr geliebt.
Ihre Mutter sei schon kurz nach ihrer Geburt mit einem anderen Mann fortgegangen, wohin wisse man aber nicht. Auch Nachforschungen von Papa seien im Sand verlaufen, man vermutete aber, wegen der nahen US-Kaserne, dass sie mit einem GI in die Staaten sei.
Papa habe sie alleine aufgezogen, er habe nicht mehr geheiratet.
Er ist Alleinunterhalter gewesen. Fünf, oder manchmal sogar sieben Mal pro Monat, trat er auf ...
... Firmenjubiläen auf, meist bei ihnen auf dem Land.
Mit der Zeit aber, lachten die Leute kaum noch über seine Späße und Parodien. Sie war immer dabei und während sie hinter der Bühne sich jedes mal halb tot lachte, draußen aber kaum noch Applaus, vereinzelt sogar Pfiffe und böse Zwischenrufe. Das habe ihr sehr weh getan.
Manchmal aber, fast immer bei einer Geburtstagsfeier in einem Altersheim, große Erfolge. Die Leute klatschten wie verrückt und Papa lebte auf. Noch Tage später erinnerte er sich immer wieder gerne daran, spielte die Sketche noch einmal nach und sie klatschte begeistert. Ach es war so schön, damals.
Papa, mit seinem karrierten Sacco und der roten Fliege, er fehlt ihr so sehr. Er war aber auch schon alt gewesen, über 75 und nun, nach seinem Tod, müsse sie Geld verdienen und sei deshalb in die Stadt gekommen.
Hier wolle sie sich eine Arbeit suchen.
Sie kramte aus ihrer Handtasche ein Stellenangebot, in welchem ein Club namens „Clinch“,
„Tänzerinnen,
gute
r Verdienst
, Unterkunft vorhanden
“
suchte. Sie zeigte diesen Zeitungsausschnitt dem Richter.
Da wolle sie nachher hin und sich vorstellen.
Tanzen habe ihr schon immer viel Freude gemacht und sie habe auch Ballettunterricht als Kind gehabt und sie denke schon, dass das etwas für sie wäre.
Sie habe auch schon dort angerufen und mit einem Herrn gesprochen. Sie habe ein bisschen von sich erzählt, auch das mit dem Ballett habe sie ihm gesagt und der freundliche Herr meinte, dass das ...