„skrupellos“
Datum: 03.07.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... in einem Gerichtssaal war, fühlte ich, es lief schlecht. Unverhohlene Antipathie, um nicht zu sagen Hass, schlug Papa und seinem Anwalt seitens des Vorsitzenden und des Staatsanwaltes entgegen. Kaum eine Frage wurde in normalem Tonfall gestellt, immer war ein gereizter, aggressiver Unterton deutlich heraus zu hören.
Der Staatsanwalt hatte sich maliziös lächelnd zurückgelehnt, die Sache lief gut für ihn.
Der vorsitzende Richter und das hört sich nun nach einem Klischee, nach billigen Rachefantasien an, aber ich bin bereit darauf jeden Eid zu schwören, er hatte große Ähnlichkeit mit Dorfrichter Adam.
Dorfrichter Adam, gespielt von Heinrich George, in dem deutschen schwarz-weiß Film „Der zerbrochene Krug“, nach einer Erzählung von Heinrich von Kleist. Verfilmt irgendwann in den Vierzigern und ein Klassiker der Filmgeschichte.
Die Ähnlichkeit, der runde kahle Kopf, die gedrungen Gestalt, es war verblüffend und so um die 45 Jahre alt, deckte dieser Richter alles was ich an deutschen Männern hasse ab.
Selbstgefällig, aufgeblasen, hässlich, peinlich, schmierig, dümmlich und natürlich … immer-brünstig.
Auf fünf Tage war die Verhandlung angesetzt und 28 Zeugen waren geladen, aber und schon zu Beginn des ersten Tages, sah ich in den Gesichtern des Verteidigers sowie meines Papas, Hoffnung gleich Null.
Und obwohl Papas Blick häufig zu mir wanderte, immer dann Optimismus ausstrahlte, lächelte, wusste ich es war Verzweiflung pur.
Die Anklage, Steuerhinterziehung ...
... in Millionenhöhe.
***
„Fräulein Rebecca, ich will Ihnen nichts vormachen, die Sache steht nicht gut. Die Beweislage, nun wie soll ich sagen, bei einem anderen Vorsitzenden, wären fünf Jahre nicht utopisch, aber dieser Herbert Wallin, der Richter,...nun ja, … bekanntermaßen ein scharfer Hund bei Steuervergehen. Wir werden kaum mit Sympathien rechnen dürfen. Das Höchstmaß von zehn Jahren scheint nicht ausgeschlossen“, sprach Rechtsanwalt Bächelt eine Woche vor Verhandlungsbeginn in seinem Büro zu mir.
Rechtsanwalt Bächelt von der Kanzlei Nossy, der besten Kanzlei, spezialisiert auf Strafsachen, in Deutschland. Hundertfünfzigtausend Mark hatte ich auf Papas Geheiß aus der Schweiz geholt und dem Anwalt ausgehändigt.
Er fuhr fort.
„Die einschlägigen Vorstrafen, die Schadensumme, um die 20 Millionen stehen im Raum, das wiegt natürlich alles schwer“.
Ich schüttelte den Kopf.
„Herr Bächelt mein Papa ist unschuldig. Er ist der anständigste Mensch den man sich überhaupt nur vorstellen kann und niemals könnte er irgend etwas Böses tun. Das ist völlig ausgeschlossen“.
Für eine Sekunde huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
„Sicher sicher liebes Fräulein Rebecca, ich glaubs gern, dass Sie ihren Herrn Vater so sehen, trotzdem können wir nicht unsere Augen vor den Tatsachen verschließen“.
„Tatsachen? Was für Tatsachen?“.
Er räusperte sich.
„Nun ja, die diversen einschlägigen Vorstrafen zum Beisp...“.
„Lügen, hundsgemeine hinterhältige Lügen sind das. Er ...