„skrupellos“
Datum: 03.07.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
Kapitel I
"Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet".
Diese Worte aus Kafkas Roman „Der Prozess“, gingen mir durch den Sinn, als ich die breiten Stufen im Inneren des Landgerichts hochging. Und wie in jenem Roman, stand auch hier ein Unschuldiger vor Gericht. Es war an Gemeinheit, an Infamie nicht zu überbieten was mit ihm geschah, was sie ihm antaten, … meinem Papa.
Auf der Empore sah ich Herrn Bächelt, Papas Rechtsanwalt an einer Säule stehend eine Zigarette rauchen. Er kam mir entgegen, schaute ernst und sprach:
„Fräulein Rebecca, wir haben ja schon darüber gesprochen, rechnen Sie mit keinem guten Ausga...“.
Nahe ging ich mit meinem Mund an sein Ohr und sprach leise, aber deutlich die Worte: „Es ist alles arrangiert“.
Ich ging weiter Richtung Sitzungssaal, einen Rechtsanwalt zurücklassend, der irritiert und verständnislos hinterdrein blickte.
***
„Ich warne Sie Herr Rechtsanwalt, ihre wiederholten Versuche die Verhandlung durch unsinnige Beweisanträge zu behindern, werde ich nicht länger hinnehmen“. Der Rechtsanwalt fuhr von seinem Stuhl hoch: “Sie scheinen über alle Maße voreingenommen Herr Vorsitzender und...“.
Und nach einer bedeutungsvollen Pause:
„… und ich gestehe, ich bin kurz davor einen Befangenheitsantrag zu stellen“.
Der Vorsitzende lächelte spöttisch: „Gestehen Sie soviel Sie wollen Herr... äh... Anwalt“.
Doch die anwesenden Juristen im Saal eins des ...
... Landgerichts München wussten, ein Befangenheitsantrag würde verworfen werden, so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Verteidiger sank langsam auf seinen Stuhl zurück.
Es war Tag eins der Verhandlung und ich saß in der zweiten Reihe des mehrreihigen Publikumsbereiches und da die Verhandlung öffentlich war, befanden sich noch sechs oder sieben andere Personen ebenfalls in diesem Bereich. Aufmerksam folgten sie dem Geschehen, machten sich Notizen. Möglicherweise, oder ziemlich sicher Vertreter der diversen Tageszeitungen der Stadt.
ja, schreibt nur auf w
elche
Ungeheuerlichkeit hier gesch
ieht
. Schreibt auf, w
ie seitens des Staates mit
grundanständigen
Bürgern
umge
sprungen
wir
d. Wütend war ich sowieso, Entsetzen war dazu gekommen.
Papa in Handschellen. Ja, in Handschellen war er in den Gerichtssaal geführt worden. Zwar wurden ihm hier die Fesseln abgenommen, aber dieser Wachtmeister blieb frech und impertinent hinter ihm sitzen. Wie ein Schwerverbrecher wurde er behandelt und der Öffentlichkeit vorgeführt. Es war eine Niedertracht und Boshaftigkeit ohne gleichen.
Der Hauptverantwortliche?
Der vorsitzende Richter am Landgericht München Herbert Wallin.
Aber er wird die Quittung für sein unredliches Handeln bekommen, ich verspreche es hoch und heilig,...er wird bezahlen...
Zwei Stunden dauerte nun diese Farce schon und obwohl ich keine große Ahnung von Strafverfahren hatte, genau genommen war es das zweite Mal, dass ich ...