1. Freiräume


    Datum: 15.03.2018, Kategorien: BDSM

    ... das Gefühl von Geborgenheit.
    
    ***
    
    Ein Taxi rollte durch das nächtliche Wohngebiet und setzte Tine vor ihrer Haustür ab. Sie schenkte dem Fahrer beim Bezahlen das aufrichtige Lächeln einer müden aber glücklichen jungen Frau.
    
    Vor der Wohnungstür zog sie ihre Schuhe aus und schlich auf Zehenspitzen ins Bad. Sie duschte ausgiebig und verschaffte sich mit dem harten Strahl des Brausekopfes einen Orgasmus. Es war ein schwacher Ausklang dieses Abends, im Anbetracht der durchlebten Emotionen -- Tine genoss ihn dennoch.
    
    Mehr tupfend, als reibend, trocknete sie ihren geschundenen Körper ab und cremte sich von Kopf bis Fuß mit Ringelblumensalbe ein.
    
    Sie schlich in ihrem alten, verwaschenen Lieblings-Kuschel-Schlafanzug aus dem Bad und warf ein Blick ins Wohnzimmer: Ihre Mutter schlief auf dem Sofa.
    
    Tine schaltete den Fernseher aus und deckte ihre Mutter mit einer Wolldecke zu.
    
    Einen Raum weiter lag die Kleine in ihrem Bett und schlummerte friedlich. Tine brachte die Decke in Ordnung und ging zufrieden in ...
    ... ihr Schlafzimmer.
    
    An Schlaf war nicht zu denken. Tine lag erschöpft in ihrem Bett und genoss den Nachhall der Glücks- und Schmerzhormone in ihrem Körper. Abgesehen von der geschundenen Haut, rechnete sie für die nächsten Tage auch in so manchem Körperteil mit einem ordentlichen Muskelkater.
    
    Das Fleisch sehnte sich nach Erholung, nur der Kopf wollte nicht zur Ruhe kommen.
    
    Tine war froh, den heutigen Abend gewagt zu haben, und sie wollte ihre neue Freiheit nicht aufgeben. Ihr war bewusst geworden, dass die Narben ihrer Seele noch nicht so gut verheilt waren, wie die echten Narben.
    
    Ob, und wie sie Mia in die wenigen Freiräume ihres Lebens integrieren konnte, würde ihr noch einige durchwachte Nächte bereiten.
    
    Ein Menschlein tapste mit zerzausten Locken in den Raum und huschte unter Tines Bettdecke. Kleine Hände umschlossen ihren Hals und fühlten das heftige Pochen der Schlagader.
    
    »Bissuverliebt?«, murmelte die Kleine, bevor der Schlaf sie übermannte.
    
    »Ja, wie verrückt! In dich, mein Engel.«
    
    ENDE 
«12...14151617»