1. Heißer Herbst 07 - Zwischen neun und zehn in der E


    Datum: 18.11.2019, Kategorien: Humor

    ... am Oberarm.
    
    „Seht euch das an!“, forderte Susi, „seht diese Anmut in der Bewegung! Ist das nicht ein Bild höchster Ästhetik? Und der Herr sah, dass seine Schöpfung gut war!“, psalmodierte sie mit vollem Ernst, während sich Manu und Sabine in die Hände bissen, um nicht schallend loszulachen ob dieser dick aufgetragenen Rede.
    
    „Unsinn!“, bellte der Polizist, „Seit Jahrtausenden ziehen Menschen Kleidung an. Warum wohl? Weil es nicht anständig ist, nackt herumzulaufen“, argumentieret er weiter.
    
    „Aber, Herr Wachtmeister …“, versuchte Sabine, zu Wort zu kommen.
    
    „Polizeiobermeister!“
    
    „… äh, Herr Oberpolizeimeister Prüdermann“ – er verdrehte hilflos die Augen – „Es ist nicht unanständig, nackt zu sein. Die natürliche Nacktheit ist – nicht – unanständig!“
    
    Susi, von der anderen Seite: „Wenn Gott Nacktheit für unanständig gehalten hätte, dann hätte er uns doch nicht nackt erschaffen! Dann wären wir doch schon mit Kleidern geboren worden. Oder mit Uniform in Ihrem Falle!“ Was natürlich Unsinn war, aber das spielte in diesem Augenblick überhaupt keine Rolle.
    
    „Jawoll, ja!“
    
    Sabine dozierte mit Pathos: „Ein nackter Körper ist weder schlecht, noch an sich unanständig. Es sind nur die Gedanken der Betrachter, die unanständig sind!“
    
    „Ganz genau!“, ertönte es aus dem Publikum. „Und deswegen hat der unanständige Herr Wachtmeister auch einen gewaltigen Ständer in der Hose!“
    
    „Polizeiober …!“, versuchte der in Bedrängnis geratene Sittenwächter zu korrigieren, aber ...
    ... aufbrandendes Gelächter übertönte den …‚meister' mühelos.
    
    „Nackt ist schön!“, rief Susi, „nackt sein ist Natur, wie kann Natur Ärgernis erregen?“
    
    „Jawoll, ja!“
    
    Micaela hatte inzwischen mit der Hilfe von Fränzi ein Lamm errettet, das über die Straße hatte laufen wollen. Nun kam sie wieder gemächlich heran geschlendert, mit sanftem Hüftschwung, prallen Brüsten, zwischen denen sich ein winziges, weißes Lämmchen an sie schmiegte. Das fleischgewordene Pastorale! Sie baute sich vor Rüdermann auf. „Ich müsste dieses Tierchen seiner Mutter übergeben, die sich wahrscheinlich schon die Kehle wundblökt, irgendwo da hinten in der Heide.“ Sie schaute ihm tief in die Augen.
    
    „Mä-äh-äh!“, machte das weiße Wollknäuel kläglich und ließ eine winzige rosa Zunge sehen, die an Micaelas Busen leckte.
    
    Da wusste Rüdermann, dass er auf verlorenem Posten stand. Gegen eine nackte Schönheit, die Volksmeinung und ein weißes Lamm war er chancenlos. Das begriff auch sein Kollege. „Komm, Paule, fahren wir weiter!“, riet er und schob den glücklosen Polizeiobermeister zum Streifenwagen.
    
    Micaela blickte sich um und sah nur strahlende Gesichter. „Danke, das war sehr nett von euch.“ Manche klatschten Beifall.
    
    „Jawoll, ja!“, bekräftigte die Gemüsefrau, stieg auf ihr Rad und fuhr davon.
    
    „Darf ich es einmal halten?“ Sabine streckte verlangend die Arme aus und die Schäferin legte ihr das kleine Lamm an die Brust. „Oh, wie süß!“
    
    „Sag einmal, warum läufst du wirklich nackt hier herum?“, fragte Susi ...
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