1. Als Praktikantin auf der Maschinenbaumesse


    Datum: 20.10.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... Zahlungsmodalitäten etc... Mein Chef verhandelt meiner Meinung nach ganz geschickt. Doch irgendwann kommen die Verhandlungen ins Stocken. Beim Preis und den Konditionen kommen die beiden nicht weiter. Mein Chef sagt: „Herr Tadic, momentan kommen wir nicht auf einen Nenner. Sollen wir eine kurze Pause machen? Sie wissen, für uns ist dieses Projekt sehr interessant und auch wichtig. Wir können dann in einer halben Stunde weitermachen. Leonie wird Ihnen noch was zu trinken und zu essen bringen. Was denken Sie“?
    
    Herr Tadic überlegt kurz und sagt zu Herrn Müller: „Ich will ihre Titten sehen“. Ich dachte, ich höre nicht recht und mein Chef stutzt den Kerl gleich mal zurecht. Doch Herr Müller fragt: „Wird uns das in den Verhandlungen weiterbringen“? Herr Tadic antwortet: „Wenn sie schöne Titten hat, dann sicher“. Ich glaube, ich bin im falschen Film. Wieso schmeißt Herr Müller den Typen nicht gleich raus, der so eine unglaubliche Forderung hat. Doch er wendet sich an mich: „Leonie“, sagt er. „Unsere Verhandlungen über diesen wichtigen Verkauf stocken gerade. Würden Sie bitte Herrn Tadic Wunsch erfüllen“? Mir rutscht das Herz in die Hose. Habe ich da richtig gehört? „Herr Müller“, stottere ich. „Das kann ich nicht machen“. „Leonie, ich weiß. Und es fällt mir auch nicht leicht, Sie um diesen Gefallen zu bitten. Aber der Verkauf dieser großen Maschine ist wichtig für uns“. Ich kriege kaum Luft zum Atmen. „Herr Müller, das kann ich nicht. Ich werde mich nicht ausziehen“. „Bitte ...
    ... Leonie, tun Sie es. Für die Firma und unsere Arbeitsplätze“.
    
    Herr Tadic verfolgt das Gespräch und fragt meinen Chef: „Was ist los, hat sie keine schönen Titten die sie zeigen kann“? Er fragt das Herrn Müller direkt. Mich schaut er dabei gar nicht an. Herr Tadic ignoriert mich total. „Leonie, ich bitte Sie nochmals, bitte tun Sie's“, fleht Herr Müller regelrecht. „Es wird Ihnen nichts passieren, das verspreche ich. Ich bin ja dabei“. Genau, denke ich. Sie sind ja dabei. Aber genau das ist ja das noch größere Problem. Den Kunden sehe ich womöglich nie wieder. Aber ich will ja diese Stelle nach dem Praktikum haben und ich habe dann einen Chef, der mich schon halbnackt gesehen hat. Herr Tadic wird ungeduldig und sagt zu Herrn Müller (und ignoriert mich dabei wieder komplett): „Ich glaube, sie hat gar keine schönen Titten“. Er spricht an mir vorbei, wie wenn ich ein Stück Vieh wäre, über das verhandelt wird. Das ist so demütigend und verletzend.
    
    Nochmals bettelt mein Chef inbrünstig: „Bitte Leonie, überwinden sie sich“. Meine Gedanken rasen. Wenn ich nicht auf die Forderung eingehe bekomme ich die Stelle nach dem Praktikum sicherlich nicht. Aber diesen Forderungen nachgeben? Ist der Preis für eine – zwar recht gute Anstellung – nicht zu hoch? Ich sehe Herrn Müllers flehenden Blick. Er will sich sicherlich nicht an mir ergötzen. Das ist der fordernde Kunde, der die momentan nicht so tolle wirtschaftliche Situation unserer Firma ausnutzen will. Und irgendwie ärgert mich der Spruch ...
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