1. Rapunzel 01


    Datum: 19.10.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Tanita leise.
    
    Mick schnaubte nur spöttisch. „Da weißt du natürlich bestens Bescheid. Hör mal, anderen Typen mag es ja scheißegal sein, wenn ihr Mädchen von anderen blöd angemacht wird oder schlimmeres, aber ich dachte, du kennst mich lange genug um zu wissen, dass
    
    du
    
    mir wichtig bist."
    
    „Natürlich! Aber..."
    
    „Lass gut sein, okay?", unterbrach er sie. „Wenn ich eines Tages mit dem Kopf unter dem Arm daherkommen sollte, dann ist es was anderes, aber solange ich noch gut beieinander bin, werd ich dich verdammt noch mal nicht allein lassen. Klar?"
    
    Inzwischen waren sie in ihrer Straße angekommen. Mick machte sich nicht erst die Mühe, einen Parkplatz zu suchen, sondern hielt in zweiter Reihe vor ihrem Hauseingang. Er wollte Tanita nur schnell absetzen und dann zusehen, dass er zurück in die Werkstatt kam.
    
    „Bis heute Abend", murmelte das Mädchen und machte Anstalten, die Beifahrertür zu öffnen, als er sie noch einmal zurückhielt. Liebevoll strich er ihr über die Wange.
    
    „Du Arme. In letzter Zeit musst du ständig meine schlechte Laune aushalten."
    
    Mit schlechtem Gewissen wich Tanita seinem Blick aus. „Ach... Unsinn."
    
    Mick beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. „Hauptsache, du weißt noch, dass ich dich liebe, mein Mädchen."
    
    Sie nickte und zwang sich zu einem Lächeln. „Klar. Lieb dich auch."
    
    Als sie die Haustür aufdrückte, die tagsüber immer offen stand, konnte sie das schlechte Gewissen immer noch nicht abschütteln.
    
    Wenn ich eines Tages mit dem ...
    ... Kopf unter dem Arm daherkommen sollte...
    
    Hatte sie da wirklich gedacht: Schön wär's?
    
    Um kurz nach sechs klingelte das Telefon. Tanita saß noch über ihren Aufgaben für die morgige Chemieübung. Mit einem entnervten Seufzen warf sie den Stift hin. Wahrscheinlich war das Mick um ihr zu sagen, dass er sich auf den Weg machte und was er zum Abendessen haben wollte.
    
    „Ja?", meldete sie sich.
    
    „Diederich hier", erklang eine tiefe Männerstimme am anderen Ende der Leitung. „Spreche ich mit Tanita?"
    
    „Ja", sagte sie mit plötzlich schmerzhaft klopfendem Herzen. Diederich, das war doch Micks Chef. „Was ist denn los?"
    
    „Tanita, ich... muss Ihnen leider sagen, dass..."
    
    Ihre Knie drohten nachzugeben, sie stützte sich mit der freien Hand an der Wand ab. „Was ist mit Mick?" Wie schrill und merkwürdig ihre Stimme mit einem Mal klang.
    
    „Er hatte einen Unfall. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte -- irgendwie ist eine Motorhaube... sie hat ihn am Kopf erwischt."
    
    Sie schloss die Augen, rang verzweifelt nach Atem, aber ihre Kehle war zu eng.
    
    „Sie haben ihn gerade in die Uniklinik gebracht", sagte Herr Diederich, hörbar erleichtert, den schlimmsten Teil seiner Nachricht übermittelt zu haben.
    
    Jetzt bekam Tanita doch wieder ein bisschen Luft. „Er... er lebt noch?"
    
    „Um Gottes Willen, ja! Er war eine ganze Weile weg, aber als der Notarzt kam, ist er wieder halbwegs zu sich gekommen. Ein Kollege ist mit ihm mit, dass jemand für alle Fälle da ist, zumindest bis Sie... ...
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