1. Abstieg ins Chaos


    Datum: 22.09.2018, Kategorien: Verschiedene Rassen

    ... dass er sie besitzen musste – weil ich sie hatte. Ich wüsste keine schmeichelhaftere Umschreibung für Alisters Akquisen als »besessen«.
    
    »Also, du und Alister, ihr seid dann nicht so gute Freunde?«, sagte Gavin, nachdem ich meine Ansichten bezüglich Alister soweit kundgetan hatte, wie ich es für opportun hielt.
    
    »Oh, nein, Alister war immer schon ein Arsch. Und er war eine ziemliche Plage in der Schule.«
    
    »Stimmt«, sagte Gavin, ebenfalls einen prägnanten Schlusspunkt unter seine Ansichten bezüglich Alister setzend. »Und Lady Pamela?«
    
    »Oh, wir kannten einander
    
    en passant
    
    . Aber ich erinnere mich nicht allzu gut an sie. Ich bin hier, um Alister zu sehen. Und ich setze keine großen Hoffnungen in den Erfolg der Worte, die ich ihm zu sagen habe.« Ich hegte nicht die Absicht, irgendjemandem hier zu erzählen, was Pamela und mich einstmals verband.
    
    Und damit schien Gavins Anspannung sich zu verflüchtigen, und wir freundeten uns ziemlich gut an, während wir über jene Piste holperten.
    
    Als wir auf
    
    Devon Cottage
    
    trafen, wie Alister seine weitläufige Stuckvilla, die im typisch britischen Kolonialstil erbaut und zur Abwehr der afrikanischen Sonne allseitig mit breiten Veranden versehen war, treffend benannt hatte, holte ich tief Luft und bestaunte einmal mehr den Abglanz der rhodesischen Dichotomie. Wir fuhren aus dem staubigen Weideland heraus, wo die einzige Farbe von Leben das der Hereford-Rinder des Cullingworth-Bestands war – sogar die Blätter der ...
    ... Eukalyptusbäume bezeugten das triste Braun einer dicken Deckschicht Sommerstaub –, zum Farbaufstand der in Flor stehenden Hibiskus-Hecken, die die Veranden des Cottage begrenzten, und dem farbprächtigen Ziergarten, der, übervoll mit zauberhaftem Schmetterlingsflattern, strategisch, wenngleich ziemlich einsam und verlassen, zwischen dem Auffahrtsrund und den Stufen der Veranda platziert war.
    
    Alister stand oben am Ende der Stufen der Veranda – und lächelte mokant, die Haltung, in der ich ihn am klarsten erinnerte.
    
    »Also, ich sehe: hässlich wie immer, Kennelly«, sagte er, das maliziöse Überlegenheitsfunkeln unverändert in seinen Augen – die Unbilden der afrikanischen Steppe hatten es ihm nicht ausgetrieben. »Und mein Lieblingspolizist, Gavin Coetzer. Komm unseren alten Freund und unseren jüngeren, sehr guten Freund begrüßen, Pamela. Sind den weiten Weg aus London beziehungsweise Salisbury hergekommen, nur um uns die Ehre zu erweisen.« Das war nicht im Entferntesten freundlich gesagt.
    
    Derselbe alte Alister Cullingworth. Das würden drei unerquickliche Tage werden.
    
    Dann sah ich Pamela, wie sie langsam aus den Schatten auftauchte, ihre Augen zu Boden gerichtet, nicht zu mir. Ihre Erscheinung war erschütternd. Sie war so schön wie ehedem, aber der rosige Teint, den sie in England gehabt hatte, war einer chinaweißen Blässe gewichen, unvereinbar mit all den verlebten Jahren unter der afrikanischen Sonne, und sie wirkte so dünn und zart, dass ich nicht begreifen konnte, wie Alister es ...
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