1. Abstieg ins Chaos


    Datum: 22.09.2018, Kategorien: Verschiedene Rassen

    Aus dem amerikanischen Englisch von Auden James
    
    © 2012 Auden James (durchgesehen u. überarbeitet, 2017)
    
    Alle Rechte vorbehalten
    
    Originaltitel:
    
    Descent into Chaos
    
    Copyright © 2008 by sr71plt
    
    All rights reserved
    
    Ich hatte drei Wochen gebraucht, um den wahren Grund ausfindig zu machen, aus dem ich, wie ich wusste, nach Rhodesien entsandt worden war. Aber hier war ich, in der Lobby von Salisburys Meikles Hotel, und wartete auf Sektionsoffizier Gavin Coetzer, um von Morris Depot über The Avenues heran- und mich herauszufahren zu Alisters Farm.
    
    Ich zupfte so diskret als möglich an meinen Kniestrümpfen, der Kunst, kurze Hosen als Alltagstracht zu tragen, mir nach wie vor nur allzu bewusst, während die gut geölte Maschinerie des noblen alten Hotels um mich herum ihren Dienst tat, wie sie ihn über ein Jahrhundert lang getan hatte, und wie sie ihn dem Anschein nach ein weiteres Jahrhundert lang zu tun gedachte.
    
    Aber ich wusste es besser.
    
    Das war vorgeblich der Grund, aus dem das
    
    Foreign Office
    
    in London mich hierher entsandt hatte. Sie konnten sich keinen Reim auf das abtrünnige Ian-Smith-Regime machen. Versuchte er tatsächlich, Großbritanniens Interessen hier zu retten, oder war Rhodesien, wie er behauptete, in einem Abstieg ins Chaos begriffen, weil er isoliert wurde. Ein Körnchen Wahrheit in allem, musste ich feststellen, wiewohl kaum in Frage stand, dass Rhodesien auf einem Weg war, der nach Lage der Dinge noch vor Anbruch der 80er Jahre ins ...
    ... Chaos führen würde. Die Rufe nach urafrikanischer Unabhängigkeit waren schlicht zu laut. Keine ökonomische Vernunft würde sich gegen den Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit durchsetzen.
    
    Aber der wahre Grund, aus dem ich entsandt worden war, lag in der Einflussnahme des Earls von Devon. Für Lord Clarence stand bereits fest, wohin Rhodesiens Weg führen würde, und er wollte seinen Sohn nicht in dieses Verderben sinken sehen. Dazu kam die unglückliche Verquickung der Umstände, dass ich meinen Dienst in der Afrika-Abteilung tat und zur Schule gegangen war mit besagtem Sohn, Alister Cullingworth. Das war eine Erfahrung, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können.
    
    Alister war unerträglich, weil er der Sohn eines Earls war; und er war noch unerträglicher, weil er der dritte โ€“ »außer Acht gelassene« โ€“ Sohn eines Earls war. Sein Schulleben war ein einziger Versuch gewesen, diese Scharte auszuwetzen und den Rest von uns in seine Entourage zu zwingen. Und ihm eigneten wahrlich zum Wahnsinn treibende โ€“ und wahnsinnige โ€“ Gewohnheiten, dies unter Beweis zu stellen. Ich hatte mich von ihm erlöst gefühlt am Ende des letzten Schuljahrs.
    
    Aber ich irrte.
    
    »Bereit zu gehen, Sir?«, sagte der blondschopfige, bullige, weidliche Afrikaaner Gavin Coetzer von der unteren Veranda der Eingangsfront des Meikles zu mir nach einer scharfen Ehrenbezeigung und dem professionellen Klacken seiner hochglanzpolierten Absätze.
    
    »Ja, natürlich, Gavin«, antwortete ich, »und nenne mich Brian. Ich ...
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