1. Abstieg ins Chaos


    Datum: 22.09.2018, Kategorien: Verschiedene Rassen

    ... bin schließlich nicht allzu offiziell hier.«
    
    »Ja, Sir … Brian.« Und dann bekundete mir Gavin durch sein Grinsen, dass er nicht um jeden Preis auf den diplomatischen Feinheiten bestehen würde während dieses kleinen Ausflugs unsererseits – eines Ausflugs, der mir in Gedanken auf dem ganzen Weg von London wie Zahnschmerzen mitgespielt hatte.
    
    »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, raus zur Cullingworth-Farm zu fahren, Gavin. Ich weiß, das hält dich ab von deinen Aufgaben bei der Polizei.«
    
    »Ja,
    
    das
    
    tut es ganz bestimmt«, sagte Gavin mit einem weiteren Grinsen, als wir in den dunkelgrünen Land Rover stiegen. Ich flachste herum, natürlich. Ich wusste, er würde froh sein, der militärischen Zucht und Ordnung der Kasernen der Britischen Südafrika-Polizei für die drei Tage zu entkommen, die ich plante in Beatrice zu bleiben.
    
    Beatrice – gut fünfzig Meilen südlich von Salisbury auf dem Weg nach Johannesburg und am Ufer des zeitweisen Umfuli River gelegen – war die der Cullingworth-Farm nächste Stadt, die über so etwas Ähnliches wie ein Hotel verfügte. Ich hegte nicht die Absicht von Alister beherbergt zu werden, und ich benötigte einen Ort, an dem ich mich für zwei Nächte verschanzen konnte, während ich in Angriff nahm, einen entfremdeten Sohn zu erweichen, das zu tun, was er niemals tun würde, wenn er wüsste, dass sein Vater es von ihm verlangte. Und dies, obgleich für jeden mit Augen und gesundem Menschenverstand ersichtlich war, dass Rhodesien sich am Rand eines Chaos ...
    ... befand, das wahrlich nichts Gutes ahnen ließ für einen übergesiedelten britischen Landbesitzer.
    
    Als wir von der Fernstraße nach Johannesburg abbogen und in die Spring- und Schüttelbewegungen der harten Schotterpiste zur Cullingworth-Heimstatt gerieten, konnte ich die Anspannung in Gavin spüren, ungeachtet seiner freifließenden, gelösten Worte. Dies war eine Dichotomie, auf die ich wiederholt während meiner Nachforschungen in Salisbury gestoßen war und die an jeder Ecke mich fortan aufs Neue überfiel: der scheinbar zwanglose, langsame Fluss des Lebens in endloser Regelmäßigkeit in einem Rhodesien, das im selben Augenblick ein Streichholz entfernt war von einer Explosion.
    
    Ich gewahrte, dass ein Streichholz dieser Art auch Gavin an der Ferse kitzeln musste, als er mich auf nicht allzu kluge Weise ausfragte über meine Beziehung zu Alister Cullingworth und seiner Frau, Pamela, der zarten Schönheitskönigin, die Alister übermannt, den Fünfuhrtees in britischen Palästen entrissen und fortgenommen hatte in ein raueres, viehzüchtendes Leben im Staube Afrikas.
    
    Ich erinnere mich meiner jahrelangen Verblüffung, dass Pamela Cullingworth weder auf eigene Faust nach London zurückgekehrt noch in der afrikanischen Steppe verendet war. Wir waren, wie die feine Gesellschaft sagen würde, einander »zugetan« gewesen, einstmals, das heißt, wir waren ein stürmisches Liebespaar gewesen für eine sehr kurze Zeit. Und das, mehr als irgendein anderer Grund, war, weshalb Alister entschieden hatte, ...
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