1. Eisen und Eis


    Datum: 06.10.2017, Kategorien: Schwule

    Aus dem amerikanischen Englisch von Auden James
    
    © 2011 Auden James
    
    Alle Rechte vorbehalten
    
    Originaltitel:
    
    Iron and Ice
    
    Copyright © 2007 by MlledeLaPlumeBleu
    
    All rights reserved
    
    Siehst du, es ist halt so, und das ist alles.
    
    Dämmerung und Zwielicht sind Vettern, deren Finger sich um den Abend schließen.
    
    Die Zeit zwischen ihnen ist einladend und verlockend wie eine Wiege: die Hängematte zwischen zwei Polen der Illumination. Wir können tun, was wir wollen in dieser Zeit, ohne das Warum zu zergliedern โ€“ denn die Welt liegt wie ein warmes Juwel in unserer Hand.
    
    Der Abend strömt mild ins Leerfeld dazwischen, wie die Wolga, wie die Neva.
    
    Wie der Fontanka-Kanal, wo der vorherige Morgen meine Mutter fand, flottierend wie ein präraffaelitisches Gemälde, fahl und nicht länger lebendig.
    
    Der Morgen war zu heiter und klar, selbst für den Winter.
    
    Und so war es die Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, die mich schlendern fand entlang des Damms der Neva, außerstande an etwas anderes als das Kirow-Haus zu denken.
    
    Denn dort, in diesem Haus, befand sich die Sache, der meine Mutter ihr Leben nachgeworfen hatte, tief in ihrer Verzweiflung. Ohne an ihre jüngeren Kinder zu denken โ€“ die Sache, die sie bewegte, sich in bleierne Bewusstlosigkeit zu trinken und ihren Verstand an die kalten Gewässer des Ladogasees abzutreten.
    
    Abtreten โ€“ sie selbst, und einfach sterben.
    
    Hin und wieder stand der Regen vor der Entscheidung zu fallen.
    
    Leningrad war die ...
    ... eine, die niemals fiel, aber der Regen würde immerzu.
    
    Als ich es nicht länger aushielt, der malerischen Fassade des Kirow auszuweichen, umkreiste ich es drei Mal, ohne aufzuschauen. Als ich es nicht länger aushielt, meine Augen abzuwenden, blickte ich auf das Stück Papier in meiner Hand und schritt die schmiedeeiserne Hintertreppe hinauf zu den erleuchteten Fenstern droben.
    
    Einmal drinnen drohte die Stimmung des Ortes mich zu schmerzen โ€“ resonant, rhapsodisch, wie eine Chopin-Etüde, sich ballend in einem Punkt der Ergriffenheit, der dir orgasmische Tränen, Schmerz und Lust und heiße Spannung hinter den Augen bereitet.
    
    Es war unmöglich, nicht das Jahrhundert einzuatmen โ€“ der Geruch alter Theater ist eigentümlich und tritt Emotionen los. Altes Holz, und weicher Staub, trockene Wärme und rostige Geländer, abgewetzte Wände und zerschrammte Sockelleisten, und weite leere Räume der Stille mit Halonen herabhängender Leuchter.
    
    Das Kirow-Haus war verlassen in der wüsten Nacht, aber Licht brannte in einigen Räumen โ€“ geflutet vom Flackern alter Metalllampen. Die Korridore waren schwach beleuchtet. Ich stieg einen alten, ausladenden Treppenaufgang hinauf, unterhalb einer hohen, in Schatten versunkenen Decke. Eine Regenflut prasselte kalt auf die hohen Fenster ein und zerrann in klare Kapillare, die die Welt jenseits dieser Oase zerstreuten.
    
    Aber es war wirklich eine Oase, keine Fata Morgana, und so wusste ich, dass der geschmeidige Körper, den ich durch die offene Tür im ...
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