1. Sklaven 03


    Datum: 09.08.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... hatte Mutter Kräuter anpflanzen lassen und Jim erklärte mir jetzt, wozu sie alle da waren. Ehrlich gesagt war ich immer nur davon ausgegangen, dass sie für den Geschmack im Essen zuständig waren. Jim machte mich aber darauf aufmerksam, dass sie noch für vieles andere gut waren. Von Kopfschmerzen bis Blähungen. Bei diesem allgemeinen Thema ging Jim richtig in seiner Aufgabe auf und ich wunderte mich über sein Wissen. Wenn wir in der Umgebung wanderten, hatte er mir schon viel beigebracht, wie zum Beispiel Fallen stellen oder Ähnliches. Aber auf die Pflanzenwelt war er weniger eingegangen. Nur essbare Beeren und Pilze hatte er mir gezeigt. Besonders die Giftigen hatten es ihm wohl angetan, denn er hatte mir erklärt, dass die Giftigkeit von der Dosis abhing. Selbst tödliche Pflanzen konnten durchaus auch heilende oder eine ganz andere Wirkung haben. Dazu hatte er sich aber nicht weiter ausgelassen, denn dafür war ich wohl noch zu jung gewesen.
    
    Dieser Unterricht in Garten dauerte den ganzen Tag und ich saugte sein Wissen wie ein Schwamm auf, konnte mir vieles sofort merken. Ich würde ihn sicher noch dazu bringen, mir mehr zu zeigen, besonders das Giftige interessiert mich natürlich gewaltig. Wenn man jung ist, ist alles, was gefährlich ist, hoch im Kurs.
    
    Erst als es langsam zu dämmern begann und wir im Garten nicht mehr viel sahen, hörte Jim mit der Exkursion durch die Pflanzenwelt auf. Dabei konnte ich ihm noch das Versprechen abringen, dass er mir auch noch andere Dinge ...
    ... zeigen würde. Dabei hatte ich den Eindruck, als wenn es ihn gefiel, dass ich so wissbegierig war. Vielleicht machte es ihn auch ein wenig Stolz.
    
    Zum Schluss verabschiedete ich mich freundlich von ihm und ging ins Haus zurück. Mutter stand am Fenster und hatte uns wahrscheinlich dabei beobachtet. Sie sah mich an und runzelte die Stirn. Dann meinte sie kurz und knapp: „Ich glaube, du musst bald deinem Vater zur Hand gehen und lernen, wohin du gehörst. Zu große Nähe zu den Schwarzen solltest du nicht eingehen. Es könnte dir sonst schwerfallen, deinem Vater zu helfen!"
    
    Was sie damit meinte, wusste ich zwar nicht, aber ihre harte Stimme zeugte von Bestimmtheit. Der Ernst des Lebens, den man mir schon oft angekündigt hatte, war nicht mehr fern. Davon war ich überzeugt.
    
    Wir aßen zusammen zu Abend und Maria tischte wieder auf. Zum Schluss bekam Mutter wie immer noch ihren Schlaftee, den sie mit großem Genuss trank. Sie litt schon länger an Schlafstörungen und dieser Tee war etwas, welcher ihr eine ruhige Nacht brachte. Jim stellte ihn aus Gartenkräutern her und hatte ihn ihr angeboten. Schon beim ersten Mal hatte er so gut gewirkt, dass sie sehr gut schlief. Ab diesem Zeitpunkt bekam sie diesen Tee immer jeden Abend in unterschiedlicher Stärke und Richtung, je nachdem wie sie sich fühlte. Jim stellte ihn dann jeden Abend frisch zusammen und wurde von den Hausmädchen aufgebrüht. Seitdem hatte sie keine Schwierigkeiten mehr zur Ruhe zu kommen.
    
    Auch heute war es wieder so, ...
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