1. TaiChi-Meister 01. Studiumbeginn


    Datum: 08.08.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... zögerte einen Moment, denn dort oben würde man kaum etwas von der Vorlesung des Dozenten mitbekommen, denn das Mikro war ausgestellt, weil die Anlage defekt war.
    
    In der dritten Reihe von unten waren zwei Plätze mit zwei Taschen besetzt und eigentlich müßte man sich darüber beschweren, aber ich ließ es. Ich wollte stattdessen den Raum verlassen, aber da drängelte sich jemand an mir vorbei und sagte leise: „Los komm." Es war die in der Straßenbahn. Sie nahm die beiden Taschen von den Plätzen und reichte diese an die vermeidlichen Besitzer, die sie kannte ... so sah es jedenfalls aus. Hier auf den Plätzen um die Tasche herum waren mindestens acht oder zehn von den Studentinnen, die mich beschattet hatten ... da war ich mir ganz sicher. Und sechs oder sieben hatten asiatische Gesichtszüge. „Los, setze dich doch." sagte sie und lächelte mir mit dem gleichen Lächeln zu, wie in der Straßenbahn.
    
    „Danke." sagte ich leise und lächelte ihr mit leichter Verbeugung und dankbaren Respekts zu.
    
    Der Dozent betrat just in diesem Moment den Saal und hielt seine einleitende Rede zu seinem Vortrag, welche schon andeuten wird, ob es ein langweiliger oder interessanter Vortrag wird, oder ob seine Art des Artikulieren gut ist und die Leute mitreißt, obwohl der Stoff staubiger Natur ist ... und einschläfernd. In den ersten zehn Minuten entscheidet es sich, und in diesem Zeitfenster verlassen eventuell die ersten Studenten den Saal.
    
    Ich holte mein Notizbuch aus der Tasche und notierte mich ...
    ... die wichtigen Dinge zu dem heutigen Thema „Soziale Verwerfungen in der Gesellschaft". Er ging nur oberflächlich auf die Probleme der Gesellschaft ein, die Rassismus betraf und ebenso auf die Gewaltbereitschaft ... besonders der Jüngeren.
    
    Zum Ende des Vortrags stellte der Lehrer eine direkte Frage an alle Studenten: „Wer von ihnen würde einer fremden Person beistehen, wenn sie unmittelbar von Gewalt bedroht ist?"
    
    Es meldeten sich nahezu alle, als sei es wie ein Reflex. Ich meldete mich nicht und schüttelte leise lachend den Kopf. Wieso sollte ich mich denn auch melden? Wer würde sich denn - bei klaren Verstand - outen und damit eventuell zu einer Zielscheibe machen, weil sich die Gruppen mit krimineller Energie auf diese Leute einstellen und mit Reaktionen von ihnen zu rechnen hätten?
    
    „Wieso lachen sie?" fragte der Dozent und ich glaubte nicht, daß er mich meinte, aber dann deutete er auf mich. „Warum?"
    
    „Wie ich gesehen habe melden sich ... na ... 95% der hiesigen Studenten." sagte ich und stand auf, während ich nachdachte. „Ich finde man sollte ihre Frage differenzieren, denn ich fand den Reflex der Studentinnen und Studenten eher als Automatismus, womit zumindest die Hälfte von euch schon zu Lügnern abstempelt. [Es kamen Buhrufe und Pfiffe] Ja, unpopuläre Äußerungen sind schon unbequem? Ich würde diese Fragen stellen:
    
    1. Wie reagiert man in einer Gruppe oder allein?
    
    2. Wie bei einer zahlenmäßigen Übermacht?
    
    3. Oder bei der klaren Gefahr das eigene Leben ...
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