HomoLepus 10
Datum: 01.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... Abwesenheit in Ordnung und kümmerte sich um fast alles war anfiel. So konnten wir beide relativ sorglos in einer funktionierenden Gemeinschaft leben. Eine etwas seltsame Gemeinschaft, aber zumindest ich befand sie für gut.
Als ich in der Wohnung ankam, war es wie immer. Es hatte sich zum Glück seit dem letzten Umbau nichts mehr geändert, was auch gut so war, denn solcherlei Veränderungen mag ich gar nicht. Überhaupt hatte ich festgestellt, dass ich Veränderungen gar nicht mehr mochte. Es war einfach nicht mehr mein Ding.
Anna war nicht da und so war ich erst einmal mit mir alleine, was auch mehr als gut tat. Schnell verstaute ich meine Sachen, warf die schmutzigen in die Waschmaschine, ging dann in die Küche und kochte mir eine große Tasse Kaffee. Dann machte ich noch das Radio an und stand am Fenster um ein wenig nach draußen zu schauen.
Es gab eigentlich nie wirklich etwas zu sehen. Man konnte höchstens in die Wohnungen auf der anderen Seite sehen, wenn die Vorhänge zurückgezogen waren. Auf der Straße weiter unten war nie viel los und wenn, dann meistens auf meiner Seite, die ich so nicht einsehen konnte. Dazu hätte ich das Fenster aufmachen müssen, aber das wollte ich nicht.
Zufrieden mit mir und der Welt nuckelten ich das Heißgetränk durch einen Strohhalm in mich hinein und nahm den sahnigen Geschmack war, denn ich hatte mir eine größere Menge Sahne gegönnt, als ich es normalerweise tat. Einmal davon abgesehen, dass auch die Zuckermenge erhöht worden ...
... war.
Genau das war es gewesen, was ich gebraucht hatte. Die hellbraune, fast beige Flüssigkeit weckte in mir neue Lebensgeister und vertrieb fast sofort die leichte Müdigkeit, die mich befallen hatte. So sah die Welt schon wieder vollkommen anders aus, und als ich in den neuen Briefumschlag sah, entdeckte ich etwas anders als sonst. Er hatte sich viel dünner angefühlt als sonst und ich war schon ein wenig enttäuscht gewesen. Als ich ihn aber jetzt öffnete, lag zwischen mehreren ziemlich hohen Scheinen eine Kreditkarte. Eine von den Dingern, die man im Geschäftsleben normalerweise brauche. Ich hatte so ein Ding nie haben wollen, denn Menschen, die damit bezahlten, gingen mir auf die Nerven. Besonders wenn es um Beträge ging, die sich im niedrigen zweistelligen oder gar einstelligen Bereich befanden. Jedes Mal wenn so einer oder eine vor mir an der Kasse gestanden hatte, hatte ich mir eine Kasse nur für Kreditkartenbezahler gewünscht. Dort hätten sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen können, ohne mich zu nerven. Aber so etwas hatte ich noch nie gesehen.
Noch besser waren diese Menschen an den sogenannten Schnellkassen. Klar, sie hatten dann wirklich nicht mehr als fünf Teile, aber kaum waren die Dinge eingescannt, zückten sie diese verdammten Karten. Für jeden hinter ihnen wäre es an einer normalen Kasse schneller gegangen. Besonders haarsträubend wurde es dann, wenn die verdammten Kartenleser nicht richtig funktionierten oder gar die Leitung zusammengebrochen war. Dann stand ...