1. HomoLepus 10


    Datum: 01.06.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... die ich nicht kannte und es gab nichts langweiligeres, als sich solche Geschichten anzuhören, wenn man kein Gesicht dazu hatte. Also widmete ich mich mehr dem Essen und futterte langsam die aufgetischten Speisen in mich hinein, die wie immer vorzüglich schmeckten.
    
    Während ich mir langsam den Bauch füllte, hob Carola etwas auf den Tisch, was ich sofort als Laptoptasche einordnete. Sie öffnete diese und Sandra schob ihren Stuhl neben den von Carola. Beide saßen mir jetzt gegenüber und starrten auf den Bildschirm während Carolas Finger eine kleine Computermaus über den Tisch tanzen ließ.
    
    Weiterhin schauten sie gefesselt auf den Monitor, ließen sich dabei nicht stören und sahen nur ab und zu einmal auf. Doch dann nicht irgendwo hin, sondern besonders Carola sah mich immer wieder an. Doch kaum hatte sie mich fixiert, tauchte ihr Blick wieder ab und die beiden sahen wieder zusammen auf den Bildschirm, wobei Sandra ab und zu auf etwas zeigte oder einen leisen Kommentar dazu aussprach. Natürlich wieder so leise, dass der Hase gegenüber nichts mitbekam. Wie immer bei solchen Gelegenheiten fühlte ich mich ein wenig ausgeschlossen. Aber dagegen konnte ich nicht tun.
    
    Die beiden schauten noch eine ganze Zeit in die Kiste und mir wurde langsam langweilig. Mit dem Essen hatte ich schon vor einer halben Stunde aufgehört und sonst gab es für mich nichts zu tun. Leider gab es im Haus keinen Fernseher oder eine andere Unterhaltungsmöglichkeit. Zumindest soweit ich es wusste. Immerhin ...
    ... kannte ich noch lange nicht alle Räume und würde sie wohl auch nicht kennenlernen, denn es sah nicht so aus, als wenn Sandra sie mir zeigen wollte. Warum sollte sie es auch tun?
    
    Dabei fragte ich mich wieder, was ich für Sandra eigentlich war? Sicher kein Freund in dem Sinne. Aber egal war ich ihr auch nicht. Solange ich sie jetzt kannte, konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Eigentlich tat ich ja gar nichts für sie und trotzdem bekam ich Geld. Wenn man es genau betrachtete, hätten viele in meiner Situation sogar dafür Geld bezahlt. Zumindest wenn ich mir überlege, was ich inzwischen erlebt hatte. Es war ja nicht gerade so, dass ich mich überarbeitete und vieles was ich tat, tat ich gerne. Also eine Grundvoraussetzung dafür, dass es keine Arbeit war. Aber was war es dann? Was veranlasste Sandra dazu, mir Geld zu gehen. Sie machte es doch nicht nur aus reiner Hasenfreundlichkeit.
    
    Ich verstand es einfach nicht, konnte mir keinen Reim darauf bilden und das Verlangen hierzu eine Lösung zu bekommen, wurde in mir immer stärker. Sicher hatte ich schon länger darüber nachgedacht, aber mit denken alleine kam ich hier nicht weiter. Es war ein Rätsel, welches man aktiv erforschen musste, nur durch Denken kam man nicht auf die richtige Spur. Ich beschloss, aufmerksamer zu sein. Irgendwo musste doch ein Anhaltspunkt zu finden sein.
    
    Doch diese Gedanken verschwanden in dem Moment, als Carola den Laptop zuklappte und wieder in der Tasche verstaute. Daraufhin schenkt Sandra ihr ein ...
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