1. HomoLepus 10


    Datum: 01.06.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... mich gerichtet sein, wie zwei Stockwerke tiefer oder höher. Mehr würde sie sicher nicht überschauen können, dafür wurde dann der Winkel zu schlecht.
    
    Ich beschloss, der Sache bei Gelegenheit auf den Grund zu gehen. Interessant würde es auf alle Fälle werden.
    
    Am nächsten Tag brachte mir Anna einen der bekannten Briefe mit in die Wohnung. So schnell hatte ich eigentlich nicht damit gerechnet und war dementsprechend überrascht. Aber da ich sowieso nichts vorhatte, kam es mir geradezu recht. Immerhin war es auf die Dauer in der Wohnung nicht sonderlich interessant. Anna hatte auch nicht viel Zeit, denn im Moment musste sie jeden Abend Pizzen durch die Gegend fahren. Zwei der Fahrer waren krankheitsbedingt ausgefallen und Anna musste für sie einspringen. Aber das tat sie gerne und verdiente dabei auch recht gut. Was sie mit dem Geld machte, wusste ich nicht, denn bei mir brauchte sie keins. Für die Wohnung bezahlte sie nichts und für das Essen auch nicht. Außerdem war sie keine Frau, die sich gerade die neusten Modeartikel antun musste. Ihr reichten ein paar Hosen und Oberteile, etwas Unterwäsche und fünf Paar Schuhe. Jawohl, fünf Paar, ich habe sie gezählt. Nicht mehr und nicht weniger.
    
    Also brauchte sie nur für einen kleinen Teil das Geld was sie erwirtschaftete wirklich für sich. Ob sie es allerdings für etwas Größeres sparte, konnte ich nicht sagen. Sie hatte aber auch noch nichts darüber erzählt. Einmal davon abgesehen, dass sie inzwischen wirklich nur noch wenig ...
    ... sagte. Immerhin kannten wir uns mittlerweile schon recht gut und brauchten von daher nicht mehr viel zu sagen. Man konnte fast sagen, dass wir inzwischen zu einem Team zusammengewachsen waren. Ein Team, dessen zwei Mitglieder sich blind verstanden und keine großen Worte mehr gebrauchten.
    
    Trotzdem waren wir eine seltsame Lebensgemeinschaft. Wir aßen zusammen, lernten zusammen, sahen zusammen fern und schliefen im selben Bett. Fast alles wie bei einem Paar, welches sich schon seit Langem kannte. Bis auf den feinen Unterschied, dass wir nichts Körperliches miteinander hatten. Bei den ersten Malen, wenn sie ins Bett kam, hatte ich genauer hingeschaut und ein leichtes Verlangen gespürt, was ich sicher auch gerne befriedigt hätte, aber das hatte sich mit der Zeit gegeben. Sicher war Anna attraktiv, da bestand gar kein Zweifel und je länger ich sie kannte umso mehr, aber da war etwas zwischen uns beiden, was anscheinend jeden Schritt aufeinander zu verhinderte. Es war dabei nicht unangenehm oder störte. Ich kannte das von einer anderen Frau, mit der ich meine gesamte Kindheit verbracht hatte. Bei ihr war es genauso wie bei Anna. Sie existierte eigentlich nicht als Frau in dem Sinne. Ich wäre jedenfalls nie auf die Idee gekommen, etwas mit ihr anfangen zu wollen.
    
    Aber vielleicht hatte man auch insgeheim Angst davor, etwas zu zerstören. Wie schon gesagt, beide gefielen mir sehr und unter anderen Umständen hätte ich nicht Nein gesagt. Ganz bestimmt nicht.
    
    Kapitel 24
    
    Am nächsten ...
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