Bei den bösen Mädchen
Datum: 06.05.2018,
Kategorien:
Romantisch
... Eher peinlich fand ich die Marotte der Damen, mich jeden Abend zunächst zu einem Zuber lauwarmer Seifanlauge zu zerren und mich dann von Kopf bis Fuß einzuseifen und abzuschrubben als sei ich selbst ein Sück gebrauchtes Geschirr. In unserem Königreich beschränken echte Männer den Kontakt mit Waschwasser auf jährlich ein oder zwei Abende vor hohen Feiertagen.
Zunächst dachte ich intensiv und leider vergeblich über Fluchtmöglickeiten nach, aber bald fügte ich mich in mein Schicksal. Zudem sind die meisten Kriegerinnen privat ziemlich nett, und von innen fühlen sie sich sowieso klasse an. Rinka kann sehr schmusig sein, Nouri hat einen richtig drolligen Humor, auch wenn ich für meinen Geschmack zu oft als Zielscheibe für ihre Späße herhalten musste, Jun-Jun Mas Intellekt ist ohnehin ein Ereignis für einen kultivierten Mann, Chikazu dagegen mag eher dämlich als damenhaft wirken, aber sie erwies sich wenigstens als gnadenlos ehrlich.
Die kahlgeschorene und tätoviete Milian fand ich freilich nicht besonders attraktiv, aber die Kriegerinnen wußten Rat Zu fünft packten sie mich, hielten mich fest, während eine sechste mir einen ungesund blauschimmernden Trank einflößte. Er schmeckte unbeschreiblich scheußlich, aber nach einigen Magenkrämpfen fühlte ich mich stark wie ein junger Hengst. Auch Milian war mir in Grunde genommen freundlich gesonnen. "Hoffentlich macht es dir nichts aus dass der Wundertrank noch in der Erprobungsphase ist", sprach sie im kehligen Dialekt der ...
... Bergvölker und puffte mir ihre Ellebogen jovial in die Rippen. "Wenn wir erst die Nebenwirkungen in Griff bekommen, destilieren wir das Zeugs, pressen es zu Pillen und machen einen Riesenreibach auf den Märkten im gesamten Königreich."
Tatsächlich mochte ich alle Damen mehr oder weniger, außer vielleicht die peitschenschwingende Kazai, aber die schien ohnehin nicht sonderlich beliebt bei den Kriegerinnen zu sein. In meinen schlaflosen Stunden tagsüber träumte ich freilich von der schönen Auryana, wenn ich nicht über Fluchtmöglichkeiten nachsann. Tatsächlich hatte ich mir das Verhalten der Kriegerinnen mir gegenüber nicht ganz so respektlos vorgestellt. Auryana! "Ich mache mir nicht viel aus Zauberei", erzählte sie mir als ich sie einmal auf das Siegel des Hexenordens ansprach. "Hexerei ist bei uns zwar Familientradition, aber Verwandlungen, Unsichtbar machen, Flüche und Zauberformeln interessieren mich wenig. Ich bin lieber Kriegerin." Dann lächelte sie so hinreißend, dass mich ihr eigener Zauber entgültig für sie einnahm! Wann werde ich endlich bei ihr an der Reihe sein wenn ich schon nicht von diesem im Grunde genommen unwürdigen Ort abhauen konnte!
Auf Jun-Jun Mas Schiefertafel stand Auryanas Name freilich ziemlich weit unten, und irgendwann bemerkte ich, dass der Schriftzug der peitschenschwingenden Kazai durch Jun-Jun Mas Namen ersetzt worden war. Nach einiger Zeit wurde Kazai ungeduldig, sie tigerte noch grimmiger als je zuvor um mich herum, und beklagte sich darüber, dass ...