1. Blind Date


    Datum: 22.04.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... verstehen, wie viel Berührungen bewirken können, wenn sie nicht nur flüchtig und beiläufig sind."
    
    Hannah entspannte sich daraufhin wieder und kehrte zu ihrer unterbrochenen Betrachtung zurück. Und ich verspürte zugegebenermaßen eine zunehmende Ungeduld und war froh zu entdecken, dass auf der Kinoleinwand ein Gemetzel begonnen hatte, das auf den großen Showdown des Films hinwies.
    
    Trotzdem hatten wir es nicht eilig, als schließlich die Lichter angingen und die Leute aus dem Saal strömten. Zu warten bedeutete, dem Gedränge zu entgehen. Und das war mir nur recht und für Hannah war es ziemlich sicher eine große Erleichterung.
    
    Und außerdem erlaubte es mir auch noch, eine Bemerkung von dem älteren Paar neben uns aufzuschnappen, die ich nie wieder vergessen würde.
    
    „Ich beneide den Jungen", erklärte der Mann seiner Partnerin beiläufig und war sich offenbar nicht bewusst, wie gut ich ihn verstehen konnte.
    
    „
    
    Du
    
    beneidest ihn?", stichelte die Frau. „Wenn du irgendwann herausfindest, wieso
    
    ich
    
    ihn beneide, würde ich wohl doch meinen Mann für dich verlassen."
    
    Damit ließ sie ihn - und mich - ziemlich nachdenklich zurück. Ich weiß nicht, ob er jemals verstand, was sie ihm hatte sagen wollen, aber ich glaube, dass ich es verstand.
    
    Oder zumindest verstand ich etwas, das mir im Laufe der Jahre gute Dienste leistete. Etwas über den Unterschied zwischen dem Maß an Aufmerksamkeit und Berührungen, die sich Frauen wünschten und die ihnen von Männern zuteilwurden. ...
    ... Und vielleicht auch etwas über Prioritäten, wenn man eine Frau ins Kino einlud...
    
    Als Hannah und ich schließlich aufbrachen, taten wir das wie ein Liebespaar. Engumschlungen verließen wir den Saal und das Kino und sie vertraute sich völlig meiner Führung an.
    
    Ich habe in meinem Leben selten Gelegenheit gehabt, mich so unglaublich... männlich zu fühlen, wie mit ihr in meinem Arm. Sie war zwar nicht unbedingt auf Hilfe angewiesen und konnte sich zurechtfinden, aber trotzdem befand sie sich nicht nur an meiner Seite, sondern gewissermaßen in meiner Hand. Ohne ihren Stock war sie orientierungslos und deswegen vertraute sie sich mir völlig an.
    
    Das war ein berauschendes Gefühl, auch wenn es in gewisser Weise die Perspektive zurechtrückte, dass ich mir bewusst machen musste, welche Verantwortung ich damit trug.
    
    Ich konnte schließlich nicht einfach losstürmen. Ich musste auf Hindernisse achten, über die ich beinahe automatisch hinweg stieg. Und ich musste ihr dabei helfen, sie zu bewältigen oder ihnen auszuweichen.
    
    Draußen angekommen brachte ich ein wenig unsicher das drängende Thema zur Sprache, wohin wir uns wenden sollten: „Ich... Ich wollte mir ein Hotelzimmer nehmen."
    
    „Das musst du nicht", erklärte sie. „Ich habe eine Wohnung."
    
    „Aber ich dachte, du wohnst noch Zuhause."
    
    „Ich habe gelogen", gestand sie offen. „Ich wollte dich davon abhalten, mich besuchen zu kommen. Aber ich bin froh, dass du es dennoch getan hast."
    
    Ja. Wir waren offenbar doch nicht völlig ...
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