1. Blind Date


    Datum: 22.04.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... nicht ertragen, dass du... mich ansiehst und... es nicht erträgst. Dass du fortläufst wie die anderen. Oder schlimmer noch: Dass du bleibst, weil du glaubst, du würdest mir etwas schulden.
    
    Geh bitte und lass mir die Erinnerung an ein perfektes Date. An ein perfektes Blind Date. Ich werde sie mit ins Grab nehmen.
    
    Geh bitte und ruf mich auch nicht mehr an. Ich werde nicht drangehen. Und bleib bitte nicht und warte auf mich. Ich schicke jemanden, der nachschaut, ob du gegangen bist."
    
    Sie schwieg eine Weile und ich hörte sie mehrmals schlucken und leise schniefen.
    
    „Ich wünschte, es wäre anders", fuhr sie schließlich stockend fort. „Ich wünschte, es könnte wahr sein, dass es keine Rolle für die Sehenden spielt, was sie sehen. Aber wir wissen beide, dass es nicht so ist.
    
    Also lass mir die wunderbare Erinnerung. Unverdorben von einer zweiten Begegnung, bei der all das Gute sich in Schlechtes verwandeln würde.
    
    Leb wohl..."
    
    Damit endete die Nachricht und ich blieb allein zurück in einem Raum, der plötzlich voller bittersüßer Erinnerungen war.
    
    Was sollte ich tun? Sollte ich sie zwingen, sich mir zu stellen? Konnte ich das überhaupt?
    
    Wollte
    
    ich das überhaupt?
    
    Zweifelte ich nicht selbst daran, ob ich ertragen konnte, was immer sie zu verbergen hatte?
    
    Ich hatte mittlerweile oft genug erlebt, wie Gefühle zerbrachen, die sich über die Gespräche am Telefon entwickelten, wenn sie plötzlich der Wirklichkeit einer realen Begegnung ausgesetzt wurden.
    
    War es hier nicht das Gleiche? Hatten wir nicht durch die Maskerade am Vorabend das Unvermeidliche nur hinausgezögert?
    
    Ich tat, was ich glaubte tun zu müssen.
    
    Ich ging.
    
    Was soll ich sagen?
    
    Ich war zwanzig, jung und dumm...
«12...16171819»