Blind Date
Datum: 22.04.2018,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
... aufrichtig zueinander gewesen, aber ich konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen.
Ihre Wohnung war nur eine kurze Fahrt mit der Straßenbahn entfernt. Und der Weg entging mir irgendwie, weil ich mit den Gedanken ganz woanders war.
Rückblickend betrachtet war ich bereits bis über beide Ohren verknallt. Aber damals befand ich mich einfach nur in einem rundum zufriedenstellenden Lala-Land und dachte nicht weiter darüber nach.
In der gut gefüllten Straßenbahn fanden wir einen Stehplatz, den wir gemeinsam einnehmen konnten. Dort wandte sie sich mir zu und schmiegte sich in meine Arme. Ich hätte es dabei belassen und einfach nur genossen, diesen kleinen, zerbrechlichen Körper zu beschützen und zu halten. Aber Hannah hatte offenbar ihre eigenen Ideen.
Mit ihrer Hand in meinem Nacken zog sie meinen Kopf zu sich hinab und forderte unseren ersten Kuss sehr energisch ein.
Nicht, dass ich mich gewehrt hätte. Ich war nur überrascht.
Die erste Berührung unserer Lippen war so sanft und tastend, wie ihre Hände auf meiner Haut. Aber dabei blieb es nicht lange.
Ich habe Hannah als schüchtern und zurückhaltend beschrieben, aber aus unseren Gesprächen wusste ich, dass sie ihre Leidenschaften tief in sich begrub. Sie war eigentlich eher verschlossen und offenbar aus Erfahrung abweisend. Aber mir gegenüber ließ sie diese Maske nun völlig fallen.
Mit der Verzweiflung einer Verdurstenden presste sie sich an mich und schluchzte sogar beinahe, als sich unsere Münder öffneten und ...
... unsere Zungen zueinanderfanden.
Die Intensität unseres Kusses raubte mir Atem und Gleichgewichtssinn. Und auch jedes Zeitgefühl. Realistisch betrachtet muss die Fahrt einige Minuten gedauert haben. Subjektiv empfunden war sie nach viel zu wenigen Sekunden vorbei und wir mussten uns voneinander lösen, um die Bahn zu verlassen.
Was darauf folgte, glich ein wenig einer betrunkenen Achterbahnfahrt. Oder mit anderen Worten: Ich habe keine Ahnung, wie wir zu ihrer Wohnung gelangten, obwohl sie mich bei der Navigation unterstützt haben muss. Ich weiß nur noch, dass sie mehrmals ansetzen musste, um die Tür zu öffnen, weil ihre Hände so sehr zitterten. Und dass mir die Einrichtung sehr karg vorkam, weil es kaum dekorative Elemente gab.
Aber das war ohne Bedeutung, denn meine Aufmerksamkeit galt der Frau, die bebend vor mir stand und wartete.
Zufällig erblickte ich einen Schal an ihrer Garderobe. Ein leichtes, dünnes Ding aus seidigem Stoff. Aber schwarz und sicherlich ausreichend. Ich griff danach und verband mir selbst die Augen, bevor ich vorsichtig die Hände nach ihr ausstreckte. Sie zuckte zusammen, als ich ihre Schulter berührte und ich ließ meine Hand an ihrem Arm hinabgleiten, bis ich ihre Finger erreichte und sie zu meinem Gesicht führen konnte.
„Gleiches Recht für alle", flüsterte ich rau.
Sie schnappte hörbar nach Luft, bevor ich merkte, wie sie sich von mir fortbewegte.
Hannah ließ meine Hand nicht los, sondern zog mich mit sich. Und orientierungslos, ...