Back in Black
Datum: 22.04.2018,
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Nicht festgelegt,
... schimpfte noch immer mit Sharina, worauf diese mit ihrem gewohnt zickigen Gehabe reagierte.
Das Gewitter war genau über uns, als wir alle siebzig Tiere zusammen hatten. Erste erlösende Regentropfen platschten auf die ausgetrocknete Erde. Bevor es richtig anfing zu schütten, verzogen wir uns in den Personalraum, der sich im Erdgeschoss des Haupthauses befand. Jakob kochte in der kleinen Teeküche eine Kanne Kaffee und bald darauf saßen wir jeder mit einer Tasse in der Hand da und starrten hinaus in das Naturspektakel.
„Das war aber auch nötig", meinte einer und erntete zustimmendes Gemurmel.
Als nach und nach ein Gespräch in Gang kam, an dem ich mich nicht weiter beteiligte, kam Michael zu mir. „Tut 's sehr weh?", wollte er wissen.
Es dauerte einen Moment, bis ich kapierte, was er meinte. „Die paar Schrammen? Quatsch."
„Sie hat behauptet, du hättest sie angegriffen", sagte er verächtlich. „Dämliches Gör."
Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Bisher hatte in meiner Gegenwart noch nie jemand Klartext gesprochen, was dieses kleine Miststück anging. Sie hatte wirklich Narrenfreiheit.
„Es würde ihr wirklich recht geschehen, wenn ihr irgendjemand mal den Kopf zurecht rückte, unserem kleinen Prinzesschen", fuhr er fort. „Das ist längst überfällig."
Mir wäre es lieber gewesen, er hätte die Klappe gehalten und mir nicht noch eine -- zugegeben fadenscheinige -- Begründung für das geliefert, was mir seit geraumer Zeit schon vorschwebte.
„Vergiss es", ...
... erwiderte ich zerstreut und verdrängte meine Vorstellung vom „Kopf zurecht rücken". „Sie hätte schon als Kind mal ein tüchtiges Arschvoll gebraucht, dafür ist es jetzt zu spät."
Er schüttelte den Kopf und nippte an seinem Kaffee. „Für so was ist es nie zu spät", meinte er mit einem so merkwürdigen Unterton, dass ich meinen halben Monatslohn gegeben hätte, um seine Gedanken lesen zu können. Dann aber richtete er sich auf und wechselte völlig unvermittelt das Thema.
„Schau mal, ich glaub, es wird wieder etwas heller, oder? Dann können wir die Pferde ja vielleicht schon bald wieder rauslassen."
Es dauerte allerdings noch eine gute Stunde, bis das Gewitter sich endgültig ausgetobt hatte. Die Südweide würde garantiert völlig unter Wasser stehen. Wenn Siegert wieder da war, würde ich ihn davon überzeugen, dass wir dort eine vernünftige Drainage legen mussten.
Endlich Feierabend. Die Pferde waren wieder draußen, die Tiere von der -- tatsächlich abgesoffenen -- Südweide standen vorübergehend im Auslauf. Die Kollegen verabschiedeten sich nach Hause und ich stieg müde die Treppe hoch zu meiner Bude.
Mein Schlüssel war weg.
Irritiert kramte ich in meinen Hosentaschen herum. Fehlanzeige. Wo hatte ich den bloß verloren...?
Sharina. Schlagartig fühlte ich wieder ihre Hände an meiner Jeans, sah ihren triumphierenden Gesichtsausdruck, die verstohlene Handbewegung, als hätte sie etwas in ihrer Hose versteckt.
Das kleine Biest musste mir den Schlüssel geklaut haben.
Wozu, ...