1. Back in Black


    Datum: 22.04.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... ich ihm deshalb über die Maßen dankbar war, aber bis auf die versnobten Leute und den lausigen Lohn war es verdammt gut hier. Die Pferde wurden artgerecht gehalten und waren nett im Umgang. Deshalb versuchte ich gegen meine Gewohnheit, friedlich zu bleiben und die Stelle zu behalten.
    
    Tja, und der zweite Grund: Ich wollte es mir nicht entgehen lassen, wie dieses verwöhnte Gör mit völlig durchgescheuerten Schenkeln zurückkam. Keiner, der einigermaßen bei Trost ist, setzt sich halbnackt auf einen ungesattelten Pferderücken.
    
    Mit der Trense über der Schulter ging ich zur Hauskoppel neben dem Reitplatz, auf der Cheyenne zusammen mit fünf Warmblutstuten graste. Während die anderen Pferde nur die Köpfe hoben und die Ohren spitzten, als ich mich über den Zaun schwang, kam Sharinas Stute sofort auf mich zu getrabt, ohne dass ich überhaupt zu rufen brauchte. Alle Pferde mochten mich und ließen fast alles mit sich machen, solange ich dabei war, aber die Araberstute Cheyenne schien einen wahren Narren an mir gefressen zu haben. Ein tolles Tier, das ein dummes Kind wie Sharina garantiert nicht verdient hatte.
    
    „Wenigstens macht dir die Hitze nichts aus", murmelte ich und rieb dem schönen Pferd über die Stirn. „Eigentlich ist heute überhaupt kein Wetter zum Reiten."
    
    Ich warf ihr die Zügel über den Hals und legte ihr die Trense an, dann ging ich zum Tor und öffnete es. Cheyenne trottete ganz selbstverständlich hinter mir her und folgte mir auf den Hof, wobei sie mir immer wieder ...
    ... sachte in den Rücken stupste. Als Sharina uns kommen sah, verzog sie das Gesicht und ich genoss meinen Triumph. Cheyenne war zwar ein braves, gut ausgebildetes Pferd, aber sie würde ihrer Besitzerin nie so sehr vertrauen, dass sie ihr freiwillig folgte wie ein Hund. Sharina wusste das und ich wusste, dass es sie ärgerte, auch wenn sie in dem Tier kaum mehr als ein teures Spielzeug sah.
    
    „Da", sagte ich zu ihr, als ich mit der Stute stehen blieb. „Viel Spaß."
    
    Sie warf den Kopf in den Nacken und packte Cheyenne an der Mähne, um sich auf ihren Rücken zu ziehen. Das Pferd zuckte mit den Ohren, blieb aber gehorsam stehen.
    
    „Werd ich haben, Pferdeflüsterer", sagte sie von oben herab, griff nach den Zügeln und ritt in schnellem Trab vom Hof. Geistesabwesend kratzte ich mir meine schwarzen Haare unter der Mütze, während ich ihr länger hinterher starrte als ich wollte. Kleine Fotze.
    
    Drei Jahre hatte ich wegen schwerer Körperverletzung im Gefängnis gesessen. Weil ich hinter Gittern aber relativ schnell kapierte, dass der schnellste Weg in die Freiheit über anständiges Verhalten führt, war ich die letzten anderthalb Jahre wegen guter Führung sogenannte Freigängerin. Ich bekam die Möglichkeit, „draußen" eine Ausbildung zur Pferdepflegerin anzufangen. Gustav Siegert ließ mich in seinem Reitstall arbeiten, ohne zu fragen, was genau ich verbrochen hatte.
    
    „Das interessiert mich nicht", sagte er entschieden. „Hauptsache, Sie machen Ihren Job gut und mir keinen Ärger. Darauf kommt ...
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