1. Wenn die Nachtigall erwacht 07


    Datum: 22.09.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... von einem schwarz verspiegelten Visier verdeckt, das sich zweigeteilt, wie die Augen eines Insekts, von der Stirn bis unter die Nase erstreckte. Diese Insektenaugen waren nahtlos in den helmartigen Kopfschutz integriert. Wer ihr gegenüberstand, würde sein verzerrtes Abbild in diesem Visier erkennen. Sie strich mit der Fingerkuppe über das Visier, das ihre Augen und ein Großteil des Gesichts, vor was auch immer, schützen sollte.
    
    Lediglich ihr Mund, mit den typischen blauen Lippen, und das Kinn waren ungeschützt. Darunter begann das breite Halsband.
    
    »Was ist mit mir geschehen?«, fragte Miriam mit fassungslosem Erstaunen.
    
    ‚Ich bin beeindruckt, langsam findest du deinen eigenen Stil', sagte V'nyx der IV.
    
    »Ich wollte eine Möglichkeit finden, Sperma länger in meinem Körper aufzubewahren. Ich wollte nicht zu einem Racheengel werden.«
    
    ‚Die Königin in dir hat die Gelegenheit weise genutzt, und sich das Rüstzeug und die Waffen gewählt, die diese Welt erfordern.'
    
    Miriam wollte widersprechen, riss den Arm in einer theatralischen Geste empor, und zog einen langen Schlitz durch die Gipskartonwand, die ihr Schlafzimmer von dem Raum trennte, in dem ihr Cerebrat stand.
    
    »Fuck!«, rief Miriam über ihre tollpatschige Handlung, und war zugleich überrascht von der Leichtigkeit, mit der sie diesen Schaden angerichtet hatte. Sie zog den anderen Arm an ihren Körper und holte in einer weit ausholenden Rückhand aus. Die Klinge schlug ein großes Loch in die Trennwand.
    
    Sie ...
    ... wirbelte um die eigene Achse, hieb aus dem Schwung heraus auf die geschwächte Wand und genoss die Zerstörung in einem rauschartigen Zustand. Nach einigen weiteren Schlägen, in denen Miriam ein grundlegendes Verständnis für ihre Waffen entwickelte, fielen die Reste der Wand in sich zusammen.
    
    Weißer Gipsstaub legte sich wie Puderzucker auf die schwarze Oberfläche ihrer Rüstung. Miriam war kaum außer Atem und überlegte, woran sie sich nun austoben könnte. Obwohl es ihrem Grundsatz widersprach, verließ sie den Bürotrakt und sprang die Treppe zur Maschinenhalle mit einem Satz herunter. Der vier Meter tiefe Sprung gelang ihr mit Bravour, sie kam auf beiden Beinen sicher auf, und sprintete voller Tatendrang durch die Halle. Nur zum Spaß schlug sie mit ihren Klingen nach allem, was auf ihrem Weg lag. Mühelos kappte sie dicke Stahlrohre mit einem Handstreich. Erst ein dicker Betonpfeil zeigte ihr die Grenzen auf. Die Klinge blieb in der Kerbe stecken, und Miriam musste mehrmals mit dem Arm wackeln, bis sie sich wieder befreit hatte.
    
    »So schlecht ist das gar nicht, wer weiß, wann man das mal gebrauchen kann«, sagte sie zu sich selbst. Mit einem unbändigen Bewegungsdrang spurtete sie quer durch die Halle und peilte das Podest vor dem Eingang zu ihrem Unterschlupf an. Sie überwand die vier Höhenmeter in einem Satz. Durch den gewöhnungsbedürftigen Facettenblick konnte sie den Landepunkt viel genauer visieren.
    
    »Geile Scheiße«, rief sie und rannte zurück zu V`nyx dem IV.
    
    »Wie das mit ...