1. Wenn die Nachtigall erwacht 07


    Datum: 22.09.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Oritinaltitel:
    
    can i play with madness
    
    Miriam schlief einen traumlosen Schlaf. Ihr Körper benötigte nach dem Kampf mit ihrem Cerebrat alle Kraftreserven zur Heilung der Wunden. Sie war von Kopf bis Fuß in einem Kokon aus schwarzen, Blättern eingehüllt, der sie wie ein Schlafsack wärmte und die Heilung der Wunden förderte. Nach einer, für sie nicht einschätzbaren Zeit, drang der Klang ihres Handys gedämpft zu ihr durch. Sie glaubte, die Melodie in den letzten Stunden mehrmals gehört zu haben.
    
    Mit Mühe schob sie einen Arm zwischen ihrem Körper und dem Kokon zum Kopf, suchte eine Stelle, an der sich die Blätter überlappten, und öffnete die Naht. Jede Bewegung schmerzte. Draußen war es Tag, sie wusste nur nicht welcher. V'nyx der IV. reichte ihr das Handy, das nun nicht mehr läutete. Träge nahm sie das Gerät und versuchte, den verschwommenen Blick auf das Display zu zentrieren. Es waren mehrere entgangene Anrufe von Sven aufgelistet.
    
    Die Melodie einer ankommenden Textnachricht ließ ihr fast den Schädel explodieren.
    
    „Ich finde Dein zickiges Verhalten albern!", schrieb Sven vor einer halben Minute. Vor fünf Stunden, das war Sonntagmorgen, hatte er geschrieben: „Hallo Schatz, lass uns den Sonntag nicht auch noch mit Streit verschwenden. Ich vermisse Dich."
    
    Die älteste ungelesene Nachricht war auch von Sven. Das war die Mitteilung vom Samstagmittag, die ankam, als sie auf dem Hängeschrank saß. Es war also Sonntagmittag. Ziemlich genau 24 Stunden, nachdem sie V'nyx ...
    ... dem IV. den Mittelfinger gezeigt hatte. In der ältesten Nachricht, wollte Sven die ganze Wahrheit über sie wissen, um entscheiden zu können, ob er eine Weiterführung der Beziehung verkraften könnte.
    
    »Oh Gott, Sven macht sich bestimmt Sorgen, wegen des blöden Streits!«, murmelte sie und wählte seine Nummer.
    
    »Na, hat Ihre Majestät gerade mal Zeit?«, fragte Sven pampig.
    
    »Ich bin nicht mehr sauer auf Dich, ich konnte mich nicht früher melden, bitte glaube mir das.«
    
    »Du klingst ja schrecklich. Bist Du krank?«
    
    »Ja, so ähnlich.«
    
    »Was ist denn passiert!«, fragte Sven, seine Wut war der Erleichterung gewichen, als er ihre Stimme hörte.
    
    »Am besten Du kommst vorbei, ich muss Dir einen Freund von mir vorstellen«, sagte Miriam mit bedeckter Stimme. Sven schwieg ins Telefon.
    
    »Hallo, noch da?«, fragte Miriam.
    
    »Ja, ich bin nur baff, dass Du mich zu Dir einlädst.«
    
    »Du willst doch alles über mich wissen -- ich glaube, eine bessere Gelegenheit finden wir nicht.«
    
    »Ich freue mich, deine Stimme zu hören, auch wenn sie ganz schrecklich klingt, brauchst Du was?«
    
    »Was zum Essen wäre prima ... und wenn Du ein bisschen Blumendünger auftreiben kannst ...«
    
    »Blumendünger?«, hakte Sven nach.
    
    »Ja, Blumendünger.«
    
    »Ich schau mal, ob ich was finde ... und wie finde ich Deine Wohnung?«
    
    »Fahr zu der Kreuzung, an der du mich immer abholst, und rufe an, den Rest erkläre ich Dir dann am Telefon.«
    
    Miriam zog die Blätter wieder zusammen, sodass nur ihre Nasenspitze ...
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