1. Wenn die Nachtigall erwacht 07


    Datum: 22.09.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Innenseite war mit einem farblosen Gel überzogen, das ihre Latexhaut feucht glänzen ließ.
    
    »Bist Du verprügelt worden?«, fragte Sven betroffen. Er betrachtete sich das Loch in der Trockenbauwand, das Miriam gestern geschlagen hatte, um von der Küche in den Nebenraum zu kommen.
    
    »Ja«, gab Miriam zu und betrachtete ihren Körper im Liegen. Die Schürfwunden waren großteils verheilt, lediglich einige tiefe Kratzer auf ihrem Torso trübten den Anblick. Bis die Schmerzen in ihren gezerrten und überdehnten Gelenken und Muskeln nachließen, würde noch einige Zeit vergehen. Ebenso war die ebenmäßige Symmetrie ihres Gesichts noch durch diverse Schwellungen entstellt.
    
    »Was ist denn passiert, bist Du ... überfallen worden?«
    
    »Nein, es gab nur eine Meinungsverschiedenheit zwischen diesem Dickkopf und mir.«
    
    Miriam klatschte mit der Hand gegen den Hauptstamm von V'nyx dem IV.
    
    »Aha«, sagte Sven und trat im Türrahmen auf der Stelle.
    
    »Das riecht nach Big Mac's«, sagte Miriam und blickte mit ausgestreckten Armen auf die braune Papiertüte.
    
    »Ja«, sagte Sven und versuchte, sich Miriam zu nähern, ohne auf eine Wurzel zu treten, was ihm in diesem Raum unmöglich schien.
    
    »Ziehe Dich aus und komm zu mir, nach dem Essen erkläre ich alles.«
    
    Sven riss die Augen weit auf und starrte in den Raum. Miriam lag in einem Wust aus Tentakeln, alles war schwarz in schwarz, und je länger Sven in den Raum starrte, desto bizarrer kam es ihm vor.
    
    »Du musst keine Angst haben, dir wird nichts ...
    ... geschehen -- das verspreche ich dir«, sagte Miriam und richtete sich langsam auf. Sie kam auf wackligen Beinen zu ihm. Die Tentakel wichen den Schritten der Königin aus und bahnten ihr einen Weg zu Sven. Sie streichelte über seine Wange.
    
    »Es ist bestimmt nicht das, was man sich unter einem romantischen Sonntagmittag vorstellt, aber ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen.«
    
    *
    
    Sven saß nackt in dem Nest neben Miriam, kaute ein paar Pommes und beobachtete das spurlose Verschwinden von zwei Big Mac's, eines Royal TS und einem Liter Cola. Die Szene brannte sich tief in sein Gedächtnis und in sein Herz: Dieses unglaublich bizarr-erotische Wesen, das er mehr liebte als je einen ... Mensch zuvor, in einem mindestens ebenso bizarren Umfeld, beim heißhungrigen Verputzen von Fast Food zu beobachten, weckte in ihm eine Melange aus Gefühlen: von erheiternd, über glücklich, zu närrischer Verliebtheit, bis hin zu purer Sexgier.
    
    Er schob ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht und strich sorgsam über die aufgeplatzte Haut an ihrer Stirn. Einem tiefen Verlangen folgend, küsste er seine Geliebte, die mit vollen Backen von diesem zärtlichen Ausbruch überrascht wurde und die Zuneigung dankend erwiderte, nachdem sie das Essen geschluckt hatte.
    
    »Komm, schlüpf unter meine Decke, wir kuscheln«, sagte Miriam und zog eines der großen Blätter über Svens Rücken, bis es den Rand eines anderen Blatts berührte und sich mit ihm verband. Die dünne Latexschicht schmiegte sich stramm um das ...
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