1. Soulmates Teil 02


    Datum: 29.03.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen

    Soulmates
    
    Eine Westside-Story - irgendwie...
    
    © 2012/2013 Coyote/Kojote/Mike Stone
    
    II. - Uptown Girl
    
    She's been living in her uptown world.
    
    I bet she never had a back street guy.
    
    I bet her mama never told her why.
    
    Billy Joel - Uptown Girl (1983)
    
    Nach diesem nachmittäglichen Erlebnis in der Sporthalle war ich einige Zeit darauf gefasst, dass mich jede Minute jemand auffordern würde, meine Sachen zu packen. Aber es passierte nicht.
    
    Tatsächlich entwickelte ich sogar die Hoffnung auf eine Verbesserung meiner Situation.
    
    Immerhin hatte ich eine der Barbies von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Und damit meine ich nicht die Rück- oder Unterseite, sondern den kurzen Blick auf jemanden, der ganz normale Worte in ganz normalem Tonfall zu jemandem wie mir zu sagen imstande war. Unter vier Augen und unter besonderen Umständen zwar, aber es war ein Hoffnungsschimmer.
    
    Was natürlich völliger Bullshit war ...
    
    Mein ‚Opfer', das übrigens auf den Namen Melody hörte, änderte ihr Verhalten nicht ein bisschen. Sie nutzte stattdessen die kurze Phase weniger offen zur Schau gestellter Ablehnung meinerseits für reichlich ätzende Kommentare aus. Ebenso wie ihre lieben Freundinnen.
    
    Ich lernte also sozusagen auf die harte Tour, dass es in der Welt, in der ich mich gegenwärtig bewegte, keine Ausnahmen gab. Es gab nur Geheimnisse, Täuschungsmanöver und Intrigen.
    
    Im Grunde muss ich Melody dankbar für die Lektion sein, denn darauf bereitete einen das Leben ...
    ... im Ghetto nicht wirklich vor. So unterschiedlich die Welten auch in allen Belangen sein mochten, der größte Unterschied lag in der Klarheit der Fronten. Auf der Straße waren die Leute ehrlicher, was ihre eigenen Belange anging. Nicht ehrlich, aber ehrlicher als in der Schicki-Micki-Welt.
    
    Hätte ich es mit einem klärenden Gespräch versucht, wie ich es auf der Straße selbst bei einer Hure, sofern ich mich denn mit einer einließe, getan haben würde, wäre ich wahrscheinlich so richtig böse auf die Nase gefallen. Ich hätte das eine verloren, was ich als Schutzschild verwenden konnte: meine ‚Harter-Mann-Maske'.
    
    Vielleicht hatte Melody sich ausgerechnet, dass sie mich mit den Geschehnissen in der Hand hatte. Und ganz sicher war sie bereit alles zu tun, um einen Skandal dieser Art zu vermeiden. Also war meine einzige Chance, mich nicht einen Deut anders zu verhalten.
    
    Ich kriegte die Kurve gerade noch so.
    
    Und letztendlich kam ich schon nach wenigen Tagen besser aus der Sache hinaus, als ich erwartet hatte.
    
    Nachdem meine Sorge, wieder in Ketten gelegt zu werden, sich nicht bewahrheitete - und ich kapiert hatte, dass sich nach außen hin nichts ändern würde - fing ich an, aus dem Erlebnis Selbstvertrauen zu schöpfen.
    
    Ich hatte nicht unbedingt einen Mangel daran. Aber ich war eher der in sich gekehrte Typ, der sein Ego nicht vor sich hertrug. Und das änderte sich in jenen Tagen schließlich.
    
    Ich weiß nicht, wie ich genau den Schritt machte, aber irgendwo in meinem Kopf ...
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