1. Der Dorn der Familie! 01


    Datum: 27.03.2018, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... verhalten hat und wie man Suppe isst, ohne zu schlürfen."
    
    „Laura fühlt überhaupt nichts?"
    
    Es schoss aus ihr heraus: „Nein!"
    
    Dr. Greulich lachte, um die Sache zu verharmlosen. „Das ist gelogen. Laura empfindet Schmerz. Das ist der Grund, warum Sie sich gern erniedrigen lassen. Sie kennen und verstehen Schmerz."
    
    „Schmerz ist gut für
    
    »Das Ding«
    
    . Das lehrt es, sich zu benehmen."
    
    „Irrtum. Schmerz ist gut für Laura. Schmerz zeigt ihr, dass sie immer noch existiert, in einem Körper existiert."
    
    „Ich empfinde nichts. Ich lebe an einem kühlen, trockenen Ort."
    
    „Wo ist dieser kühle, trockene Ort? Wie sieht er aus?"
    
    Sie schloss die Augen und verstummte. Obwohl sie einen mächtigen Drang empfand, zu schreien, redete sie sich selber gut zu, stumm zu bleiben. Ob der Schrei Angst oder Erlösung zum Ausdruck gebracht hätte, wusste sie nicht. Die Augen waren nach wie vor geschlossen, fühlte sie sich plötzlich von einer atemberaubenden Welle emporgehoben, ein himmlisches Gefühl, dem gleich darauf ein übelkeitserregender Absturz folgte. Die Angst packte sie, da ihr klar wurde, dass das Vokabular, mit dem sie ihre Gefühle beschrieb, aus körperlichen Empfindungen abgeleitet war: atemraubend und übelkeitserregend. Ein böser Streich, den die Sprache mitspielt, dachte sie. Ich lebe an einem kühlen, trockenen Ort. In dem verzweifelten Bedürfnis, diese Aussage, um selbst daran zu glauben zu können, nochmals bestätigt zu hören, sagte sie:
    
    „Ich lebe an einem kühlen, ...
    ... trockenen Ort."
    
    „Beschreiben Sie diesen kühlen, trockenen Ort. Wie schaut er aus, die Topographie. Sind Sie innerhalb oder außerhalb, ist es Winter oder Sommer?"
    
    „Ich lebe in einer Burg, einer Festung."
    
    „Ist diese Festung von einem Graben umgeben?"
    
    „Ja! Woher wissen Sie das?"
    
    „Festungen sind von Gräben umgeben. Ein beliebtes Traummotiv. Sagen Sie, hat diese Festung oder Burg ein Fallgatter?"
    
    „Was ist das?"
    
    „Eine Eisentür, die man herunterlassen kann, um Eindringlinge abzuwehren."
    
    „Ja."
    
    „Führt eine Zugbrücke über den Graben?"
    
    „Nein."
    
    „Wie kommt man dann über den Graben? Irgendein Weg muss doch hinüberführen, richtig?"
    
    „Man muss schwimmen!"
    
    Die Stimme, die aus Lauras Kehle drang, klang tiefer, sonorer. Die neue Stimme ließ gut zehn Sekunden lang ein höhnisches Glucksen vernehmen, dann streckte Lauras Körper sich, als hätten unsichtbare Hände ihn in ihrem Sessel aufgerichtet.
    
    Als sie jetzt fortfuhr, hatte ihre Stimme wieder ihr übliches Timbre.
    
    „Das Scheusal lebt dort, in dem Graben, wo es hingehört. Im Morast! Ich lebe drinnen, wo es sauber und trocken ist. Die Mauern sind dick und fest. Da kommt niemand rein."
    
    „Ja, und raus kommt auch niemand", sagte Dr. Greulich. Er spielte mit dem Kugelschreiber, da fiel ihm etwas ein. „Laura Boves ist nicht Ihr wirklicher Name, nicht wahr?"
    
    „Laura Boves ist mein Name."
    
    Dr. Greulich machte eine ungeduldig wegwischende Handbewegung.
    
    „Ich verstehe. Laura Boves ist ein lebendiger, organsicher ...
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