1. Weeslower Chroniken Teil 1 - Nadine - 1997


    Datum: 24.03.2018, Kategorien: Kunst,

    ... den Gedanken gekommen, Nadine irgendetwas zum Bedecken ihrer Blöße anzubieten, eine Decke oder eine Jacke etwa. Aber Nadine hatte auch nicht von sich aus darum gebeten. Die beiden Männer nahmen ihre Nacktheit mit einer solch scheinbar unbeeindruckten Selbstverständlichkeit hin, als würden sie tatsächlich ständig nackte junge Frauen aus dem Wasser fischen.
    
    Sie legten mit gekonnten Handgriffen und eingeübtem Manövern in Sekundenschnelle an. „So, kommen Sie.“ Fritz bot Nadine die Hand und half ihr, ans Ufer zu springen.
    
    Direkt an der kleinen Uferpromenade hielt sich niemand auf, aber etwas weiter hinten auf einem Parkplatz entstieg gerade eine Reisegruppe ihrem Bus. Einige Leute schauten irritiert herüber.
    
    „Was ist, haben die etwa noch nie ´ne nackte Frau gesehen?“ meinte Tom mürrisch. „Die sind wohl nicht von hier…“
    
    Endlich reagierte Fritz. „Soll ich Ihnen was zum Überdecken mitgeben, junge Frau?“
    
    Aber angesichts der nur sehr entfernten Reisegruppe fragte Nadine stattdessen: „Wo steht denn das Auto?“
    
    „Da.“ Tom zeigte auf einen uralten VW Caddy, der gleich vorn am Parkplatz stand, keine fünfzig Meter entfernt.
    
    „Ach was…“ Nadine sah sich nochmal um. „Das Stückchen schaffe ich dann wohl auch noch so, oder?!“ Sie grinste, und die beiden Männer nickten einander augenzwinkernd zu.
    
    „Das nenne ich mal kernig…“ meinte Fritz. „Gut so! - Übrigens: Das Boot kann ich nächstens mit dem Hänger vorbeibringen. Aber nicht mehr heute."
    
    Die drei gingen ohne ...
    ... ersichtliche Eile zum Wagen hinüber, aufmerksam studiert jetzt von großen Teilen der Reisegruppe. Am Wagen verabschiedete sich Fritz.
    
    „Ich hoffe, Sie bald mal wieder an Bord begrüßen zu dürfen!“
    
    „Klar! Ich bin bestimmt noch eine Weile hier, da komme ich gern nochmal wieder… Nur nicht freitags, ich weiß!“
    
    „Warum nicht? Dann könnten wir eine Extratour machen – und Sie könnten gleich wieder so mitkommen.“
    
    Nadine lächelte ihn lieb an. „Gern. - Dürfte ich jemanden mitbringen?“
    
    Fritz winkte ab. „Elsa? Nö, die wird immer seekrank. - Oder haben Sie etwa einen Freund?"
    
    Sie grinste.
    
    „Jetzt sagen Sie nicht, Sie sind schon vergeben?!“ Fritz spielte den Enttäuschten. „Ich dachte, Sie – und Tom… So als Schwiegertochter…“
    
    „Opa, hör jetzt mal auf!“ unterbrach ihn barsch sein Sohn. „Die junge Dame will bestimmt jetzt nicht mit Dir Lebenspläne schmieden… Außerdem darf ich Dich wohl an Deine tatsächliche Schwiegertochter erinnern?“
    
    Fritz hielt Nadine die schwielige, kräftige, von Wind und Wetter zerfurchte Hand hin: „Nix für ungut. War toll, Sie kennenzulernen! So eine mutige junge Frau! - Und wäre wirklich schön, wenn Sie nochmal vorbeischauen würden!“
    
    „Mache ich!“
    
    *
    
    Elsa staunte nicht schlecht, als sie Nadine vor dem Haus aus einem Wagen aussteigen sah - vollständig unbekleidet.
    
    Sie erkannte Tom. Der winkte ihr zu und hupte beim Wegfahren. Nadine erzählte Elsa alles, auch dass die beiden versprochen hatten, das Ruderboot irgendwann mit dem Hänger wieder ...
«12...454647...57»