1. Weeslower Chroniken Teil 1 - Nadine - 1997


    Datum: 24.03.2018, Kategorien: Kunst,

    ... Smoothie?“ kam die Frage aus heiterem Himmel. Sabine Wollenhaupt hatte sie gestellt.
    
    Was war ein Smoothie? Nadine kannte den Begriff nicht. Aber ihr Englisch reichte soweit, eine Ahnung zu haben, was gemeint sein könnte. Ihr wurde heiß.
    
    Sabine Wollenhaupt bemerkte ihr Zögern und erklärte sich: „Du bist untenherum schön glatt, oder? Sah von weitem so aus.“
    
    Nadine brach endgültig der Schweiß aus. „Ja.“ kam es leise, kaum hörbar.
    
    „Willkommen im Club!“ antwortete nun, sichtlich erfreut, Melanie und deutete mit einem Nicken zu ihrer Mutter. „Wir auch. Und wir freuen uns immer, wenn auch andere das mögen. Sieht man ja noch nicht so oft.“
    
    „Aber das werden wir ändern!“ meinte ihre Mutter mit einer schwungvollen Bewegung und lachte.
    
    Schneider war währenddessen endlich Nadines Befangenheit aufgefallen, umso mehr nach den letzten Sätzen. „Du musst wissen, Nadine“, begann er, „Du hast es hier ausschließlich mit FKKlern zu tun. Du bist hier also unter Deinesgleichen.“
    
    Nadines musste nun doch grinsen. Wie schnell Michael sie mal so eben zur FKKlerin erklärt hatte… Dann schaute sie kurz in die Runde. Stimmt, vom Bürgermeister hatte er das mit dem FKK schon mal erwähnt. Aber die beiden Pastoren? Ehrlich? Ein Blick hinüber zur hübschen Melanie ließ in ihr aber sofort ein Gefühl der Vorfreude aufkommen.
    
    Der Bürgermeister musste gehen, warf jedoch noch einen wenig diskreten Blick an Nadine herab, als er sich verabschiedete. „Ich hoffe, man sieht sich mal wieder!“ sagte ...
    ... er, mehr in Michaels Richtung als in ihre.
    
    Sein Lächeln dabei wirkte auf Nadine falsch – und sogar ein bisschen lüstern.
    
    Elsa begleitete ihn zur Tür und brachte auf dem Rückweg ein zusammengelegtes frisches Handtuch mit. „So, Kleine“ begann sie und reichte ihr das Handtuch hin, „hier hast Du ein neues Handtuch, damit Du endlich mal Deine nassen Haare abtrocknen kannst.“
    
    Nadine nahm es ihr dankbar entgegen. Doch schon kam die nächste Herausforderung auf sie zu.
    
    „Das feuchte, das Du da um hast, kannst Du mir geben.“ Sie hielt ihr bereits die Hand hin. „Und dann setz Dich endlich zu uns. - Auch eine selbstgemachte Limonade für Dich?“
    
    Nadine schien ein Deja Vu zu erleben. Doch am Tag zuvor waren sie auf dieser Terrasse zu dritt gewesen, nicht zu zehnt. Und nein, sie würde nicht als einzige hier splitternackt herumsitzen.
    
    „Schon okay.“ lehnte sie dankend ab, Elsa zog ihre Hand zurück, Nadines innere Spannung löste sich etwas. Mit dem anderen Handtuch rubbelte sie nun ihre Haare trocken. Doch dasjenige, das sie um den Leib trug, löste sich durch die Bewegung und fiel an ihr herab. Ehe sie reagieren konnte, hatte es der freundliche Pastor Varnholt aufgelesen und Elsa übergeben.
    
    So schnell kann´s gehen, dachte Nadine resigniert. Sie sah Michael Schneider an, der aufmunternd nickte, und schon machte sich so etwas wie Erleichterung in ihr breit. Die haben mich ja schließlich alle schon so gesehen, rechtfertigte sie sich vor sich selbst, so als wäre es nötig, für ...
«12...353637...57»