1. Lebenslinien - Kapitel 1 - Blindflug


    Datum: 15.07.2025, Kategorien: Transen Deine Geschichten

    ... wollte ich jedenfalls trotz meiner starken Migräne-artigen Kopfschmerzen mein Wohnviertel näher in Augenschein nehmen. An der frischen Luft hoffte ich auf Besserung. 
    
    Immerhin lebte ich bereits eineinhalb Monate hier und wusste doch nur wenig über die Nachbarschaft, weil der Druck Geld zu verdienen bisher verhindert hatte, das Umfeld meiner Straße zu verlassen. Zum Glück konnte ich billige Nahrungsmittel im Supermarkt direkt nebenan besorgen. Überhaupt dämmerte mir in letzter Zeit, dass meine Kopfschmerzen vielleicht einen überwiegend seelischen Zusammenhang haben könnten, der mit meinem Versteckspiel vor mir selbst zu tun hatte und nicht alleine mit meiner körperlichen Entwicklung?! 
    Ich schlenderte mit klackenden Absätzen, am Ende meiner Wohn- und Geschäftsstraße, um die Ecke zur Querstraße und bog nach 70 Metern wiederum nach links in die Parallelstraße ein. Auch hier reihten sich die mehrstöckigen Altbauten aneinander. Rote Laternen in vielen Fenstern, ein Sexshop, zwei Schwulenbars, Stadtteilkneipen, ein Lesben-Treff, drei Gay-Kinos, ein BDSM-Shop mit angeschlossenem Lederatelier, in dem man zu horrenden Preisen auf Maß anfertigen lassen konnte und ein Tattoo-Studio, in dessen hinteren Club-Räumen ‚Pumper‘ ihre Schwänze und Säcke Vakuum behandelten, sich Saline, oder gar flüssige Silikon-Infusionen in die Genitalien setzten. Letzteres stellte eine geradezu wahnsinnige Praktik dar, mit heftigen gesundheitlichen Folgen. Doch das zeigte auch die Macht sexueller ...
    ... Begierden, die Hormon gesteuert aus dem Ruder laufen konnten. Schließlich aber..., mit dunkelroter Leuchtschrift und einem roten Neonherz über dem Eingang, Monikas Treff! Vor dem Zugang, der von einem groß gewachsenen Security kontrolliert wurde und drin am Tresen wimmelte es von jungen Transen und Sissys in jedem denkbaren Erscheinungsbild und Outfit, bei deren Anblick ich richtigen Neid verspürte. Die Zahl derer, die in meiner Altersstufe oder höchstens Mitte zwanzig waren, überwog dabei bei Weitem.
    Im großen Barraum herrschte Dämmerbeleuchtung durch Schwarzlicht, blaue, lila und rote Neonröhren. Nur die Bar wurde hell ausgeleuchtet. Alle Hocker waren dort besetzt. Einige ‚Transi-Jäger‘ führten Kontaktgespräche. Auf einer kleinen Fläche in Raummitte, um die sich zahlreiche Tische gruppierten, wurde bei gedämpfter Musik eng umschlungen getanzt und gefummelt. Es gab auch ein rundes, kleines, um 50 cm erhöhtes Bühnenpodest mit Stange, für Table-, Pole-Dance und Strip. Ein Pärchen verschwand durch eine Tür im Hintergrund, die sich zu einem Gang hin öffnete. War das ein Hinweis auf Lokalprostitution oder gab es hier im Haus einen offiziellen Puff? Deshalb also der Respekt einflößende, breitschultrige, schwarzhäutige Türsteher draußen, der sich meinen Ausweis zeigen ließ, bevor er mir gestattete, das Lokal zu betreten. Bei meinem Geburtsdatum 14.08.1986 hatte er genau hin gesehen. Sein leicht ausgebeultes Jackett schien eine Schusswaffe zu verbergen und im rechten Ohr befand sich ein ...
«12...111213...»