Rapunzel 02
Datum: 21.02.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... vermischten sich alle Gedanken und Gefühle zu einem einzigen, klumpig-zähen Brei. Die Lösung des Ganzen war irgendwo darunter, aber sie musste Ordnung in das Wirrwarr bringen um sie zu finden.
„Ruhe", sagte sie deshalb endlich und ehe sie sich versah, fing sie an zu heulen. Bestürzt schaute Mick sie an. Als er zaghaft den Arm um sie legte und sie streichelte, sträubte sie sich nicht.
„Ist ja gut... versteh dich schon... du hast zu viel mit mir mitmachen müssen in letzter Zeit... nimmst dir alles so zu Herzen... schsch... bin dir nicht böse, hatte doch nur Angst um dich... ganz ruhig, mein armes Mädchen."
Seine tröstenden Worte beruhigten sie tatsächlich, auch wenn seine Vermutung falsch war. Nicht sein Unfall hatte sie so belastet oder die Verantwortung, die sie infolge dessen übernehmen musste. Sondern...
„Mick..."
„Ja?"
„Ich würd heute gerne im Bett bleiben."
Sanft strich er ihr über die Stirn. „Na klar. Ruh dich aus, mein Mädchen. Aber etwas trinken musst du unbedingt. Und essen!"
Matt nickte sie. „Okay."
Er löste sich von ihr und stand auf. „Leg dich wieder hin, ich bring dir was. Heute musst du dich um nichts kümmern. Du hast dich die letzten Tage um mich sorgen müssen, jetzt bin ich wieder dran."
Sie gehorchte und zog die Decke bis unters Kinn hoch. Mick verschwand in der Küche, sie schloss die Augen und lauschte den beruhigenden, vertrauten Geräuschen: das Auf und Zu der Schubladen, das Klappern von Geschirr, das Knarren der Tür vom ...
... alten Hängeschrank.
Keine fünf Minuten später kam er wieder herein und stellte ein Tablett neben ihr auf dem Nachttisch ab.
„So, ich hoffe, das ist dir so recht..."
„Danke", sagte sie, setzte sich auf und griff nach dem Glas und der Flasche Mineralwasser, die er mitgebracht hatte. Sie hatte mittlerweile wirklich verdammt großen Durst.
Plötzlich kam ihr eine Idee. „Mick, würdest du mir meinen Collegeblock und was zu schreiben bringen?"
Erstaunt zog er eine Augenbraue hoch. „Du willst dich doch ausruhen."
„Das hat auch nichts mit Arbeit zu tun."
Er zuckte die Schultern. „Okay. Von mir aus."
Während er ging um ihr das Gewünschte zu bringen, biss sie hungrig in das Brot, das er ihr geschmiert hatte. Noch begriff sie selbst nicht so ganz, was gestern mit ihr los gewesen war. Aber sie würde herausfinden, was sie wirklich wollte. Was gut für sie war.
„Bitte sehr", sagte Mick, als er den Block und einen Kugelschreiber aufs Bett legte. „Soll ich dich jetzt... allein lassen?"
„Ja, bitte", erwiderte sie und versuchte ein Lächeln. Er nickte nur, nahm sich ein paar saubere Klamotten aus dem Schrank und verließ dann das Schlafzimmer, machte sogar die Tür hinter sich zu.
Tanita fing an zu schreiben.
Freitagvormittag wagte Mick es, sein Mädchen eine Weile allein in der Wohnung zu lassen. Es schien ihr besser zu gehen, sie war zwar nach wie vor etwas geistesabwesend, aber sie benahm sich ihm gegenüber nicht mehr so erschreckend kalt wie vor zwei Tagen. ...