Rapunzel 02
Datum: 21.02.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... 'ne Freude machen und dir den dämlichen Bus ersparen."
Tanitas Lächeln war im Grunde keins, es war nur ein mechanisches Hochziehen der Mundwinkel. Marionetten-Grinsen.
„Schön", sagte sie tonlos.
Umgehend erntete sie ein Stirnrunzeln, allerdings ein besorgtes.
„Alles okay?", erkundigte er sich ernst.
„Ja, klar", schwindelte sie. „Bin nur müde. War ein anstrengender Tag."
Es sah so aus, als würde er das schlucken, auch wenn die Sorge noch nicht ganz aus seinem Blick verschwand.
„Verstehe", nickte er und startete den Wagen. „Ganz ehrlich, man sollte geistige Arbeit nicht unterschätzen. Ich bewundere Leute wie dich, die sich das Hirn bis zum Rand mit Wissen vollknallen können. Für mich wär das nichts."
Tanita hörte nicht zu. Sie drehte den Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster, ohne etwas von dem wahrzunehmen, was draußen vorbeizog. Micks Gerede kam ihr wie ein monotones Hintergrundrauschen vor, es ging ihr unsagbar auf die Nerven. Endlich hielt er die Klappe.
Als sie zu Hause aus dem Auto stiegen, sagte sie zum ersten Mal wieder etwas.
„Das heißt wohl, ab jetzt ist alles wie immer."
Aus seinen Gedanken gerissen, blickte er ein wenig zerstreut auf. „Hm?" Dann zuckte er mit den Schultern. „Klar. Wie sollte es sonst sein?"
Mit einem bitteren Lächeln nickte Tanita, drehte sich wortlos um und ging zur Haustür.
„Aber ich denk gar nicht dran, morgen schon wieder bei der Arbeit aufzukreuzen", fügte er hinzu und folgte ihr. „Bis Ende der ...
... Woche bin ich ja schließlich noch krankgeschrieben, da wär ich ja wohl schön blöd, wenn ich mir die zusätzlichen freien Tage durch die Lappen gehen lassen würde."
Sie reagierte nicht, sondern polterte schneller als sonst die schmale Treppe hoch. Jetzt wurde es ihm anscheinend zu bunt. Im Hochparterre hatte er sie eingeholt und hielt sie am Ellenbogen fest.
„Was hast du?", wollte er wissen. In seinem Gesicht kämpften Sorge und Wut miteinander. Tanita schlug gleichgültig die Augen nieder, als er ihr unters Kinn fasste und ihr Gesicht zu sich drehte.
„Du bist doch nicht einfach nur müde! Sag mir gefälligst, was los ist!"
Sie musste grinsen. Hatte er sich mit Magnus abgesprochen? Beide stellten heute dieselbe dämliche Frage.
„Halt die Klappe", kam es fast schon verächtlich aus ihrem Mund, ohne dass sie vorher darüber nachgedacht hätte. Die Worte waren einfach da. Vielleicht hatten sie schon länger auf ihren Einsatz gewartet.
Ungläubig starrte er sie an. „Was?" Die Wut gewann, er packte er sie an den Schultern und schüttelte sie. „Was fällt dir eigentlich ein?", schnauzte er sie an.
Neben ihnen ging eine Wohnungstür auf und Frau Kunstein, eine alte, immer etwas missmutige Frau, schob sich ins Treppenhaus.
„Würden Sie Ihre Auseinandersetzung..." Sie brach ihre Rüge sofort ab, als sie sah, wie Mick Tanita vermeintlich in der Mangel hatte. Erschrocken zog sie den Kopf ein, brachte aber trotzdem noch ein klägliches „Herr Steffen!" hervor.
„Halten Sie sich da ...