1. Bekenntnisse eines Kriminaloberkommissars


    Datum: 14.02.2018, Kategorien: Kunst,

    ... meine Linie gerade am Abfahren, so dass ich gezwungen war einen filmreifen Stunt einzulegen, um mich noch zwischen die schließenden Türen zu schieben.
    
    Mit meiner Nase voraus knallte ich gegen eine der Haltestangen und blieb blümerant bedröppelt auf dem dreckigen Boden liegen.
    
    In dieser überraschend gemütlichen Stellung verharrte ich dann auch die nächsten Stationen, bis eine älterer Mann unglücklicherweise über mich stolperte und mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.
    
    Ich rappelte mich auf und sagte vielsagend: „Mei, mir is a grod so ganga. De U-Bahn, de is scho gfährlich, ge?“
    
    Der man sagte nichts und blieb die nächste Minuten ebenso wortkarg blutend liegen.
    
    An dieser Stelle muss ich erwähnen, wie entsetzt ich manchmal bin, wenn ich die fehlende Höflichkeit in unserer Gesellschaft bemerke.
    
    Es ist doch nichts dabei, einen Mann auch mal zu danken, wenn er einen auf die Gefahren des öffentlichen Nahverkehrs aufmerksam gemacht hat!
    
    Ich beschloss dem ganzen ein Ende zu machen und stieg in der nächsten Station aus.
    
    Es war eh nicht mehr weit bis zu Arnulfstraße.
    
    Am Neuraum angekommen war natürlich von Donald noch nichts zu sehen.
    
    Überall in der Gegend standen besoffene oder rauchende Teenager und irgendwo aus der tiefe drangen stampfende Bässe an meine zarten Ohre.
    
    Mein Blick wurde sogleich von einem riesenhaften Plakat in den Bann gezogen, auf dem stand:
    
    "Nur HEUTE Abend – Der Importschlager aus Thessaloniki, DJ Gorgios legt alles auf, was im ...
    ... Balkan einen Namen hat!"
    
    Nun erklärte sich dem geschulten Kommissarenauge natürlich auch, warum hier so viele Jugos rumstanden.
    
    Ich zweifelte mehr und mehr, ob diese Tanzveranstaltung wirklich meinem Geschmack entsprach.
    
    Gerade als ich den Eingang erreicht hatte und die vielen Stufen in den laserdurchleuchteten Untergrund erblickte, hielten mich zwei Gorillas mit behaarten Oberarmen auf.
    
    Siegessicher zückte ich meinen magischen Dienstausweis und wedelte damit in der zigarettenrauchschwangeren Abendluft.
    
    Wenig später war Georg Nepomuk Ödön Mandlmeyer in besitz eines grünen "Ü18-Bandes" und fletschte seine gelbbrauen Beisserchen zu einem Grinsen.
    
    Ich tänzelte und trippelte dem geretteten Samstagabend entgegen, da passierte jedoch ein unglaublicher Zwischenfall tragischten Ausmaßes.
    
    Mein rechter Schnürsenkel begann dahingehend ein Attentat, sich während erfolgender Schritt-Tätigung zu lösen und in einem unglaublich feigen Akt der Fahnenflucht unter die Sohle des linken Schuhs zu gleiten.
    
    Schrille Warnschreie ausstoßend kippte ich die Betonstufe hinunter und schlug krachend auf der nächsten auf.
    
    Mein Schädel funkte Mayday an die Hypophyse und ein brockiger Schwall der Emulsion meiner vorangegangenen Mahlzeiten ergoß sich über den hehren Eingangsbereich des "Neuraum".
    
    Schnell wie ein Pfeil abgefeuert aus einem mongolischen Bogen sprang ich aber sogleich auf.
    
    Eine junge Frau die meinen Spagat auf der Treppe beobachtet hatte schrie nach einem Arzt, doch ...
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