Ein kahles Feld
Datum: 27.01.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... zählenden Gleichstellungsbeauftragten der Frauen waren eine zwar verbeamtete, aber keinesfalls lahme Truppe. Für den Marsch auf Berlin, wo sie die Parlamentarier unter Druck setzen wollten, brachten sie binnen weniger Tage Zehntausende auf die Beine, doch die gleichzeitig aus allen Teilen Deutschlands startenden Gruppen kamen nicht weit, allein die aus weniger entfernten Orten erreichten die Hauptstadt, die anderen mussten vorzeitig umkehren, aus Erschöpfung wie es hieß. Sie hätten, um ihre schweren Transparente tragen zu können, zu wenig Wasser mitgenommen, es erging ihnen ein wenig wie vor beinahe tausend Jahren den Kreuzrittern bei Hattin, die, als sie gegen Saladin zogen, statt des Wassers lieber das Wahre Kreuz mitführten, um dann in der Wüste elend zu verdursten oder geschwächt von Sarazenen erschlagen oder gefangengenommen zu werden.
Freilich, die Frauen, die es trotzdem bis Berlin schafften, machten dort, auf dem Platz der Großen Einheit des deutschen Volkes, noch genügend Rabatz. Sie rammten ihre großen, mit Parolen wie Meine Scham gehört mir! oder Nieder mit dem § 318! beschriebenen Transparente zwischen die Marmorplatten und erklärten, sie würden nicht eher weichen, bis der 22. Zusatzartikel zum § 318 gestrichen oder wenigstens der frauendiskriminierende Passus darin geändert würde. Um den Ernst ihres Anliegens zu demonstrieren, schlugen sie auf dem Platz ihre Zelte auf und richteten sich auf längeres Kampieren ein. Der Bundeskanzler, in jungen Jahren selbst ...
... ein Sit-in-Kämpfer, war damit allerdings nicht zu beeindrucken. Er ließ verlauten, man wolle sich dem Druck der Straße keinesfalls beugen, sondern das Gesetz so schnell wie möglich Wirklichkeit werden zu lassen, die Lage der Nation erfordere dies.
Aber dann ließ er doch mit sich reden und empfing eine Delegation der zu allem Entschlossenen. Er hörte sich ihre Klagen geduldig an und versprach, die Angelegenheit noch einmal von einer unabhängigen Kommission prüfen zu lassen. Die Zusicherung des Bundeskanzlers, in dieser Kommission würden Frauen paritätisch vertreten sein, feierten die Streitbaren wie einen Sieg, jedenfalls sangen sie als sie abzogen das Lied Noch sind Frauen nicht verloren.
Aber es kam, wie es kommen musste: Mit einer totalen Niederlage.
In der Politik wird eben nie das gemacht, was vernünftig, sondern was machbar ist, und bei einer Angelegenheit wie dieser waren sich alle Männer aller Parteien einig. Das Parlament verabschiedete im Eilverfahren und mit großer Mehrheit ein Gesetz, das zwar alle Staatsbürger verpflichtete, ihr Schamhaar zu entfernen oder es zumindest nicht über einen Millimeter Länge hinauswachsen zu lassen, doch in den Durchführungsbestimmungen wurde der männliche Teil der Bevölkerung davon so lange befreit, bis die Wissenschaft eine befriedigende Definition und vor allem eine praktikable Messmethode dafür liefere, was bei Männern als Schamhaar zu gelten habe. Denn, so die Begründung, anders als bei Frauen gehe das Schamhaar bei Männern ...