Ein kahles Feld
Datum: 27.01.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... Beamter bin und nicht einfach entlassen werden kann. Eigentlich müsste ich schon längst pensioniert werden, aber die Pensionsgrenze wurde immer wieder angehoben – Sie wissen ja, es fehlen die jungen Leute …“
„Und deswegen lauern Sie hier, um … uns … um uns … zu schikanieren!“
„Hüten Sie Ihre Zunge, junge Frau! Sonst ...“
„Los Heidelinde, steig auf’s Rad!“
Es war die Mutter, die Theo unterbrach. Er war zwar froh, dass er seine Drohung nicht aussprechen musste, aber er trat trotzdem einen halben Schritt näher an die Tochter heran, nur damit sie merkte, mit ihm wäre nicht zu spaßen. Und tatsächlich verfehlte das seine Wirkung nicht: Sie wandte ihren Blick ab und ging an ihm vorbei zum Fahrrad. Es war ein Männerrad und darauf zu steigen war für sie nicht so einfach, aber nachdem sie den Rocksaum bis zur Mitte der Oberschenkel hochgeschoben hatte, war es geschafft.
„Können wir?“, fragte sie dann, ihren Blick wieder auf Theo gerichtet.
Doch Theo schien sie weder zu sehen noch zu hören. Das heißt, er sah sie schon, wenn auch nicht ihr Gesicht. Es war ihr Hintern, an dem sein Blick hing. Oder besser, immer noch hing. Der ganze Vorgang des Aufsteigens dauerte nur ein paar Sekunden, doch das reichte Theo, um zu vergessen, wo er war. Er sah immer noch ihr Bein, ihren halb entblößten Schenkel, der unter dem engen, bis zum Zerreißen gespannten Rock in eine perfekte, runde Pobacke überging, die sich ihrerseits für einen kurzen Augenblick als die eine Hälfte des Herzens ...
... herausstellte, das ihr Hintern war.
„Was ist?“
Theo setzte sich in Bewegung. Widerstrebend, klar, aber die Pflicht rief. Zum Glück.
„Sie können schon anfangen“, sagte er, als er den Hörer in die Hand nahm. „Und bitte gleichmäßig drehen. Und auf den Zeiger hier schauen: Der muss immer über fünf sein, fällt er darunter, wird die Verbindung mangels Strom unterbrochen.“
Er stand ihr genau gegenüber – und schaute ihr in den Ausschnitt. Er wusste, vorgebeugt wie sie war, konnte sie nichts dagegen unternehmen. Sicher, sie könnte den Lenker loslassen und aufrecht auf dem Sattel sitzen, aber das wäre auf die Dauer zu anstrengend. Und dauern würde es, dafür wollte er schon sorgen. Erst würde er keine Verbindung zum Revier bekommen, und dann würde keine Kollegin frei sein. Und sie würden ihm auch nicht sagen können, wann eine verfügbar sein würde.
Also wird er wieder anrufen müssen. Und wieder. Bis sie aufgeben wird. Bis sie beide aufgeben werden. Denn irgendwann geben sie alle auf. Gut, sie waren zu zweit und könnten sich abwechseln. Aber er rechnete nicht damit, dass auch die Mutter aufs Rad steigen würde. Zu mühsam bei der Hitze. Er, sie und ihre Tochter schwitzten schon jetzt. Vor allem die Tochter.
„Der Sattel ist zu hoch. Ich komme unten kaum an die Pedale.“
„Dafür kann ich nichts. Leider. Ist Standard.“
Natürlich war das gelogen. Es gab keinen Standard und wie der tiefere Lenker, war auch das Absicht. Wenn er schon auf seine alten Tage noch arbeiten musste, ...