1. Ein kahles Feld


    Datum: 27.01.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... leicht süffisant fortzusetzen, „aber hier gibt es keine Polizistin - die einzigen weiblichen Wesen sind Sie und ihre Frau Mutter.“
    
    „Das interessiert mich nicht - dann rufen Sie welche aus dem Revier!“
    
    „Rufen!?“, rief Theo verwundert und wandte sich an die Mutter. „Wollen auch Sie, dass ich telefoniere?“
    
    „Ja.“
    
    „Aber das kann dauern.“
    
    „Wie lange?“
    
    „Hängt davon ab. Wenn gerade keine Polizistin frei ist, auch Stunden.“
    
    „Stunden? Das ist wohl nicht Ihr Ernst!“
    
    „Doch, gnädige Frau. Gerade letzte Woche hatten wir einen Fall, wo …“
    
    „Das ist egal!“, mischte sich die Tochter wieder ein, „Wir können warten.“
    
    „Wie Sie wollen“, sagte Theo und hob resignierend die Arme. Er stand auf und ging zu seinem Fahrrad, wohl, um das Funkgerät in Betrieb zu nehmen, das auf dem vorderen Gepäckträger befestigt war. Schnell klappte er den Deckel auf, machte ein paar Handgriffe und sagte, den Hörer schon in der Hand und sich halb zu den Frauen wendend: „Nun, welche von den Damen möchte Dynamo treten?“
    
    „Dyn…Dynamo treten?!“
    
    Es war die Tochter, die das sagte, doch schienen beide Frauen überrascht. Sie schauten zuerst einander ungläubig, dann beide Theo an.
    
    „Ganz recht. Ich kann das ja nicht, ich muss das Gerät bedienen.“
    
    „Also … also das ist unerhört - wir sind doch keine Strafgefangenen!“
    
    „Sicher, und es tut mir echt leid. Aber Sie wissen ja, die Batterien sind teuer und der Staat hat kein Geld.“
    
    „Kein Geld, um einen Satz Batterien zu kaufen?!“, rief ...
    ... erbost die Tochter. „Die kosten doch höchstens zwanzig Euro!“
    
    „Ganz recht, gnädige Frau, aber seitdem wir dieses Wassergesetz haben, müssen wir viel mehr telefonieren als sonst. Ich meine, viele Frauen sind wie Sie und wollen lieber von einer Polizistin untersucht …“
    
    „Ah?! Sind am Ende wir schuld, dass der Staat kein Geld für Batterien hat, was?“
    
    „Na ja, irgendwie schon. Sehen Sie …“
    
    „Ach! Ersparen Sie uns die Erklärungen - das ist doch ein selbstgemachtes Problem. Wenn man von vorneherein nur Polizistinnen dieses lächerliche Gesetz überwachen ließe, dann müsste niemand telefonieren. Aber nein, man schickt Männer!“
    
    „Okay, in gewisser Weise haben Sie Recht. Aber erstens haben wir nicht genug Beamtinnen, um nur mit ihnen unserer Überwachungspflicht nachzukommen, und zweitens stünden wir Männer dann tatenlos umher, was wieder zu Vorwürfen führen würde, wir täten nichts für unser Geld.“
    
    „Ah, Sie hätten sonst nichts zu tun? Interessant, wie unsere Steuergelder verschwendet werden!“
    
    „Denken Sie, ich sitze gerne hier? Aber es gibt nun mal keinen Verkehr zu regeln mehr. Und wo kein Verkehr, da auch keine Unfälle, die aufzunehmen wären. Und denken Sie an den Bevölkerungsrückgang und die allgemeine Armut! Es gibt kaum noch Menschen, die auszurauben sich lohnen würde, ergo gibt es auch da weniger zu tun.“
    
    „Ich sehe schon, dieses Wassergesetz wurde nur geschaffen, damit die Polizei was zu tun hat, was?“
    
    „Bitte, sagen Sie das nicht. Es mag zwar so aussehen, weil ich ...