1. Vom Leid des Erwachsenwerdens


    Datum: 24.12.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Telefon. Lina antwortete und rief mich sofort. Ich wäre verlangt.
    
    "Ja, bitte?"
    
    "Ich bin's." Es war Hélène. Meine Gedanken schossen Purzelbäume und alle endeten in der jähen, herzklopfenden Erkenntnis:
    
    "Sie sagt ab!"
    
    "....Ich muß die von Stekienrain abholen. Ich weiß nicht wie lange das dauert. Kamst du erst so zirka elf Uhr kommen?"
    
    "Natürlich, ja. Natürlich das geht!" Uff, das war knapp!
    
    "Ich freu' mich." sagte sie noch und legte auf.
    
    "Ich mich auch - sehr!" dachte ich und legte den Hörer auf die Gabel.
    
    Punkt elf wartete ich, dreimal klingelnd, vor der Hoffnungspforte. Hélène war schon im Bikini.
    
    "Wir sind schon seit kurz vor zehn hier. Ging alles viel schneller als erwartet.... Komm' doch herein, bitte!"
    
    Sie schloß die Türe hinter mir und wir küßten uns. Danach wischte sie den Lippenstift, der wahrscheinlich auf meinen Lippen haften geblieben war, mit ihrem Daumen weg.
    
    Ich folgte ihr hinaus in den Garten und sah auch schon die Rote, die unter einem breitkrempigen Strohhut auf der mir abgewandten Sonnenliege lag.
    
    "Das ist Frau von Stekienrain und das ist Alexander!" stellte uns Hélène, nicht ohne mich stolz anzusehen, vor.
    
    "Ach, wir haben uns schon gesehen. Auf der Party bei den Eltern. Ich wollte noch mit dir sprechen, aber auf einmal warst du verschwunden. Diese lästige Ziege von Hochberger'sche quasselt, quasselt, quasselt. Man wird sie einfach nicht los" entschuldigte sie sich und ihre Wahnsinnsbrüste bebten in ihren weißen ...
    ... Körbchen.
    
    "Das macht nichts. Wir sehen uns ja dafür heute." meinte ich selbstbewußt.
    
    "Das ist richtig." sagte sie deutlich langsamer und tarierte mich eingehend. Sie hatte wohl nicht eine solche suggestive, fast schon erwachsene Antwort, erwartet.
    
    "Komm' setz dich." sagte Hélène "oder willst du dich ausziehen und kurz schwimmen? Du müßtest dich aber beeilen, da wir gleich alle zusammen essen gehen wollen."
    
    "Nein, zuviel Eile. Ich gehe erst am Nachmittag schwimmen."
    
    "Vielleicht sollte ich mich jetzt schon langsam anziehen, sodaß wir alle nicht so hetzen müssen. Wie wär' das?" sagte die Rote.
    
    "Gute Idee, aber lass' dir Zeit." Gab Hélène zurück, als die Rote aufstand, worauf ich nur bedächtig, sie in ihrer Aussage vollends unterstützend, zu nicken wußte.
    
    "Hélène und ich warten hier auf sie!" rief ich ihr zu.
    
    Die Rote blieb sofort stehen, denn sie war bestimmt darüber erstaunt, daß ich Hélène bei ihrem Vornamen nannte, was damals außerhalb jeder Ordnung war. Sie drehte sich zu uns um, rückte ihre Sonnenbrille auf die Nasenspitze, neigte den Kopf und sagte, mich nochmals musternd, über den Brillenrand hinweg:
    
    "Wie alt bist du eigentlich, Alexander?"
    
    "Wie alt denken sie denn?" konterte ich.
    
    "15? 14, 15, so denke ich! Du bist sehr groß."
    
    "Das ist richtig!" bejahte ich lächelnd.
    
    "Ein dankbares Alter, murmelte sie gerade noch verständlich, lächelte mit einem eingebauten Augenzwinkern zu Hélène herüber und verschwand in Richtung Terrassentüre.
    
    Als sie ...
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