1. Vom Leid des Erwachsenwerdens


    Datum: 24.12.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Ameisenhaufen.
    
    Desabends gegen Neune trudelten die ersten Gäste ein und es füllte sich recht hübsch. Schon früh anwesend war auch Tina Eichelberg, Tochter der Prachtmutter Eichelberg und dem angestaubten (Urururgross-) Vater Eichelberg.
    
    Hier lag der klassische Fall vor: Alter Welkmann läutet letzte Runde mit Prallweib ein, bastelt Tochter, verbrennt die Bastelanleitung und verabschiedet sich leise weinend von allem irdischen. Die Sache war sonnenklar. Irgendwie mußte ich der armen Frau beistehen. Ich war bereit das Loch, das ihr Tattergreis hinterlassen hatte, zu unser beider Zufriedenheit, aufzufüllen. ("Täte-rä-tä! Oh look! Here comes FUCK-MAN!") Ich fühlte mich förmlich dazu berufen und war einverstanden, mich aus purer Nächstenliebe zu opfern. Mein Stäbchen stand nun fast immer. Zumindest war tagsüber Halbmast angesagt. Lauerstellung. Allzeit bereit zur Attacke. Abends und Nachts - Topstrom-Dauerpower bis die Pelle glühte. Da ich nun erstmals eigene Zimmer hatte, hatte ich genug Muße, desabends, ausgedehnte Selbstexperimente durchzuführen. So kam ich sehr schnell darauf, daß je behender ich mein Möhrchen schabte, desto schöner die Gefühle wurden. Meinen ersten bewußt herbeigeführten Orgasmus erlebte ich in dieser Zeit. Peng. Explosion. Feuerwerk. Etwas ganz Großes! Das war es also worum sich die Welt drehte. Kein Wunder, denn bei mir drehte sich auch alles, wenn ich in meinen Schlafanzug spritzte. Ich wurde in kürzester Zeit zu einem perfekten Regisseur in ...
    ... Sachen Kopfkino. Slow-Motion Szenen, beliebig oft wiederholbar, von Schönheiten, die sich bückten, die Beine übereinander schlugen oder nur einher tippelten. Ich brauchte nur ein paar Sekunden die Augen zu schließen und schon liefen die Videoclips. Die Lieblings-Livemitschnitte zuerst. Bald onanierte ich wo ich ging und stand. An den unmöglichsten Plätzen. Dauerdruck. Wenn wir irgendwo eingeladen waren und da war wieder so eine Hammerkatze, der ich unter den Rock schaute bis meine Pupillen fast ihre Schenkelansätze berührten, konnte ich nicht anders als in Windeseile auf die Toilette zu verschwinden, alle Ventile zu öffnen und Druck abzublasen. Ich war nicht mehr zu halten. Ein willenloses Stück Fleisch, auf Gedeih und Verderb meinem schier grenzenlosen Sexualtrieb ausgeliefert. Das ist heute genauso. Bloß gehe ich nicht mehr möhrchenschaben, sondern genieße zur allfälligen Entspannung, das kleine Blaskonzert für Sackflöte und Mundorgel.
    
    Am liebsten an den unmöglichsten Plätzen.
    
    MERKE: Wer früh anfängt hat Zeit zum Üben.
    
    Jetzt kamen die Gäste zuhauf. Mengenweise Superprojektile. Wahre Cruise-Missiles in Begleitung ihrer Wasserpistolen. Bestrapste Osterhasen mit ihren Weihnachtsmännern. Das Mann/Weib Altersgefälle war schon beeindruckend. Jede Dritte schleppte einen sauerstoffflaschenbetriebenen, lebenden Todesfall mit sich herum. Viele dieser spontan anbetungswürdigen Kunstgeschöpfe, aus allen Attributen weiblicher Verführungskunst bestehend, verziert mit Lidstrichen, ...
«12...282930...173»