1. Vom Leid des Erwachsenwerdens


    Datum: 24.12.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... es mir doch ziemlich schnell, daß mit einem solch' schönen Gefühl nichts Schlimmes einher gehen konnte. Ich glaube, daß ich habe mich selbst durch diese Feststellung beruhigen wollen, was mir auch gelang. Wäre die Gleitflüssigkeit farbig, vielleicht so rot wie Blut, gewesen, hätte ich mich nicht beruhigen können, wäre in Ohnmacht gefallen oder ähnliches und der Skandal wäre perfekt gewesen. Nichts hätte mich zurückhalten können, nach dem Erstickungsdrama. Nichts! Nachdem ich meine Hose wieder gerichtet hatte, schaute ich in den Spiegel und kämmte mich. Das beruhigte mich etwas. Ich ließ kaltes Wasser über den Puls laufen. Oma hatte mir das beigebracht. Sie sagte es sei eine gute Art der Abkühlung im Sommer und auch ganz toll, wenn man nervös wäre. Was Kinder so alles behalten.... und erstmal das, was sie alles so vergessen.... Vorallem dann wenn sie dringend was behalten sollen....
    
    Ich tat was ich tun mußte. Ich öffnete die Türe, verließ die Toilette und setzte mich sofort auf meinen Sitz ohne aufzuschauen.
    
    Sie war ein absoluter Profi. Sie machte mir den Rest des Fluges so einfach wie möglich. Sie mied jeden Blickkontakt und gab mir so ungewollt die Zeit, nachdem ich durch ihr Verhalten neuen Mut geschöpft hatte, mir sie unvergeßlich in mein Gedächtnis einzubrennen. Ihr Gesicht, ihre Figur, ihre Haare. Könnte ich gut malen oder wäre ich begabt Skulpturen zu erstellen, ich könnte sie genau kopieren. Noch heute.
    
    Natürlich hat sie gewußt in welche Verfassung sie mich ...
    ... versetzt hatte, als ich, ich weiß nicht wie lange, auf der Toilette verschwunden war. Mein Zustand muß eindeutig gewesen sein. Das Essen brachte mir sogar ihre Kollegin. Es schien mir als ob die beiden die Sektionen getauscht hätten. Denn nun bediente meine Hobby-Exhibitionistin (Exhibitionistin - ein Wort mit 15 Buchstaben, ein Drittel davon sind "i"s. Muß deutscher Rekord sein) ausschließlich im vordersten Teil der Maschine. Sie war sich darüber im Klaren, daß sie bei mir etwas zu weit gegangen war, so meine ich heute zu wissen. Als ich das Flugzeug verließ, war sie nirgendwo zu sehen. Ich war ein wenig traurig darüber. Auch auf den vielen folgenden Flügen habe ich sie nicht mehr wiedergesehen. Dafür waren andere, leider nicht so zeigefreudige Schönheiten da, in jede dieser ich mich dann auch prompt verliebte. Seit dieser Begebenheit wurde ich zum passionierten Unter-die-Röcke-Gucker. Ich wurde zum Voyeur. "Voyeur" - was für ein abwertendes Wort. Menschen sind und bleiben Augentiere. Wir alle sind Voyeure. Der Eine weniger, der Andere mehr. ICH viel mehr. Wie gesagt, damals gab es da noch etwas zu sehen und, donnikovski, seit jüngster Zeit wieder. ("Donnikovski" - ganzneudeutsch. Wortfragment, aus dem Polnischen abgeleitet und einem deutschen Wort zusammengesetzt. Hier: Donnerwetter, unter Weglassung des "Wetter"s und unter Zuhilfenahme eines Binde-"i"'s, an das deutsche Stammwort angefügt). Bei den jungen Frauen ist, seit einigen wenigen Jahren, die Renaissance der Dessous ...
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