1. „skrupellos“ Kapitel II


    Datum: 22.12.2017, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... musste er und sei es auch noch so absurd, davon ausgehen, sie liebe ihn tatsächlich.
    
    Er registrierte nüchtern, mit jedem Tag ein wenig mehr verfiel er ihr.
    
    Dabei
    
    war
    
    es
    
    nicht
    
    der
    
    Charme der Jugend,
    
    oder ihr Aussehen, oder die Art wie sie sich gab, das
    
    sie so faszinierend und begehrenswert machte
    
    . Es war ihre Einzigartigkeit und das in der tatsächlichen Bedeutung des Wortes und das verwirrte ihn. Ließ ihn an der Wirklichkeit zweifeln, wie in einem Traum, der nichts anderes möchte, wie den Realitätssinn des Träumenden zu prüfen und ihn vor Aufgaben stellt, welche logisch nicht zu lösen sind.
    
    Wie in einem Traum fühlte er sich, aber er war wach, er schlief nicht und träumte auch nicht.
    
    Als Strafrichter im Landgericht, war sein Gehirn darauf trainiert schlüssig, logisch und methodisch zu funktionieren, aber bei diesem Mädchen stieß es an seine Grenzen, es konnte kaum noch unterscheiden zwischen Fiktion und Realität.
    
    Dieses sensationelle Weib, … er korrigierte sich sofort, sie war kein Weib. Julia war von dem Begriff Weib etwa so weit entfernt wie ein Ferrari von einer Dampfwalze.
    
    Also nochmal, diese Julia, welche Überraschungen barg sie noch? Was würde, was könnte sie noch bei ihm auslösen?
    
    Er war ja schon bereit, seine 30-jährige und durchaus nicht unbeträchtliche Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht über Bord zu werfen. War bereit den Begriff Frau neu zu entdecken und ebenfalls bereit sein sprachliches Verhalten beim Termini Frau ...
    ... zu ändern,
    
    Engel haben nun mal keine Fotze...
    
    Er schüttelte den Kopf.
    
    „Lass uns von etwas anderem Reden, dieser Ganove ist wirklich kein erquickliches Thema, wenn man mit einem hübschen Mädchen zu Abend isst“.
    
    „Es tut mir leid, dass ich davon angefangen habe“, entschuldigte sich Julia.
    
    Er nahm ihre Hand und drückte sie und er sah, sie dachte über etwas nach. Man konnte Julia ansehen wenn sie intensiv nachdachte, sie biss sich dabei meist auf die Unterlippe.
    
    „Woran denkst Du?“, fragte er.
    
    Sie antwortete nicht sofort, wurde wieder fahrig.
    
    „Herbert, was ist, wenn ich schwanger werde?“.
    
    eine durchaus berechtigte Frage, wie er fand. Sieben, oder acht mal hatten sie Sex gehabt bislang und er hatte jedes mal voll abgeladen, auch in dem Wissen, Julia verhütet nicht.
    
    Wollte er sie vielleicht schwängern?
    
    Ein Freud-Zitat fiel ihm ein:
    
    „
    
    Während der Mensch denkt er habe die Kontrolle über sein Tun, führt das Unterbewusstsein ein Eigenleben und steuert alle Handlungen“,
    
    möglich wäre es also...
    
    „Sollen wir Kondome verwenden?“, fragte er, aber sie schüttelte den Kopf:
    
    „Bitte nicht“.
    
    Und obwohl er sich freute, war es doch wieder eine Antwort gewesen, welche seinen Realitätssinn erneut auf die Probe stellte.
    
    ***
    
    Später an diesem Abend gingen sie Tanzen.
    
    „
    
    Tanzlokal Luna - für die reifere Jugend ab 40“
    
    , stand in greller roter Neonschrift über dem Eingang.
    
    An diesem Abend wurden ungewöhnlich häufig „Marianne Faithfull“ Platten ...