1. Schwesternliebe


    Datum: 11.09.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... doch echt niedlich, ich verstehe nicht, was du dagegen hast, wenn sie hier ist.", wand Thomas ein.
    
    Ich dachte: ‚Das kann und werde ich dir nicht erklären', sagte aber laut: „Ich habe ja nichts dagegen, sie ist halt recht ... laut. Ständig meint sie, alle unterhalten zu müssen."
    
    Wie auf ein geheimes Kommando ertönte Naddels helles, unbekümmertes Lachen.
    
    Thomas grinste und hielt mir sein Glas zum Anstoßen hin.
    
    "Prost, Katja!", sagte er. „Ich hoffe, wir haben trotzdem einen schönen Abend!"
    
    "Cheers!", flüsterte ich mehr, als ich sprach.
    
    Mir war zum Heulen zu Mute. Am liebsten wäre ich nach Hause, auf meine geliebte Couch geflüchtet und hätte mich mit einer Tafel Schokolade getröstet.
    
    Der weitere Abend verlief im Grunde wie ich vermutet und schon oft genug erlebt hatte.
    
    Nadja flirtete hemmungslos mit Kai und Sebastian. Sie eroberte die Tanzfläche, zog mit ihren erotischen, rhythmischen Bewegungen alle Blicke auf sich, lachte und trank, als gäbe es kein Morgen.
    
    Wann immer ich bemüht war, ein Gespräch mit Thomas in Gang zu bringen, musste ich bitter feststellen, dass auch seine Blicke wie gebannt an ihrem Körper klebten, bis ich am Ende keine Lust mehr verspürte, ihn überhaupt anzusprechen.
    
    In den Musikpausen, wenn sie pustend und verschwitzt zu unserem Tisch zurückkam, plapperte sie einfach los, riss blödsinnige Witze, machte sich über andere Mädels lustig, kurzum, sie unterhielt alle - nur mich nicht.
    
    Später in dieser Nacht war klar, dass ...
    ... Nadja in den nächsten Stunden mehr als beschäftigt sein würde. Weder Kai noch Sebastian waren bereit, von ihrer Eroberung zurückzutreten. Meine kleine Schwester schien nicht das geringste Problem damit zu haben, beide gleichermaßen zu bedienen. Wenn sie mit einem ihrer Verehrer jetzt eng umschlungen tanzte, gesellte sich der andere hinzu, trat hinter sie und nach wenigen Sekunden wurden ihre Bewegungen eindeutig.
    
    Meine Laune sank ins bodenlose. Ich wusste, ich hatte die Pflicht als große Schwester zu reagieren, musste die beiden notgeilen Eierköpfe von meiner Schwester entfernen. Aber wie hätte ich das anstellen sollen, ohne mir eigenhändig den Stempel des absoluten Stimmungskillers aufzudrücken?
    
    Thomas erkannte irgendwann meine schlechte Gemütslag, meine Hilflosigkeit, die heikle Situation. Er versuchte mich abzulenken, mich in Stimmung zu bringen. Sanft flüsterte er mir Komplimente ins Ohr, berührte mich zärtlich, wann immer sich eine Gelegenheit bot. Aber seine Augen waren nicht bei mir, sein Blick verfolgte meine kleine Schwester, wo sie auch war, was immer sie gerade tat.
    
    Wie sollte ich reagieren, wie mich verhalten?
    
    Ihm einen Korb geben?
    
    Kai und Sebastian aus dem Klub prügeln?
    
    Allein nach Hause fahren, darauf hoffen, das Nadja nebenan in ihrem Zimmer mit ihren beiden Verehrern nicht allzu laut zu Gange sein würde, während ich es mir mit meinem Vibrator und den Gedanken an Thomas schon wieder allein besorgte?
    
    Dazu hatte ich keine Lust!
    
    Ich wollte ...
«12...91011...32»