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Das Leben mit nur einem Bein
Datum: 20.12.2017, Kategorien: Sonstige,
... um das fehlenden Bein ging. Das andere Bein sollte gestärkt werden. Dies musste ja ab sofort die Hauptlast des Körpers tragen. Nach dieser Sitzung musste ich zum ersten Mal zum Psychologen. Eine sehr freundliche Frau empfing mich in ihrem Büro. Schön, dass sie pünktlich da sind. Das ist leider eine Seltenheit. Wenn ich schon hierher muss, will ich es auch richtig machen, antwortete ich. Vielleicht ändern sie ja gleich ihre Meinung. Meine Name ist: Dr. Unmut. Da habe ich doch gelacht. Meinen Mut kann ich gar nicht mehr verlieren, den habe ich schon lange nicht mehr. Dann passen Sie bitte erst recht gut auf, dann kommt er auch wieder. Das glaube ich nicht, meinte ich darauf. In 6 Wochen sprechen wir noch einmal darüber, dann sehen wir weiter, sagte sie nur noch. Dann war es lange ruhig. So lange bis ich angefangen habe zu sprechen. Meine erste Frage war: Wollen sie denn gar nichts von mir wissen? Sie sagen ja keinen Ton. Doch, ich möchte sogar alles wissen, denn nur dann können wir gut zusammenarbeiten. Dass was sie mir erzählen möchten, muss jedoch von Ihnen kommen. Sie müssen es wollen. Das konnte ich zwar nicht verstehen, nur kam kein Wort von ihr. Als es mir zu bunt wurde, sagte ich: Dann kann ich ja gehen. Sicher können Sie jetzt gehen. Ich werde sie niemals zwingen etwas zu tun, was sie nicht wollen. Wenn ihnen niemand helfen soll, wird keiner Ihnen helfen. Wenn sie jedoch der Meinung sind, dass sie Hilfe brauchen, dann bleiben Sie hier oder kommen morgen wieder ...
... zu mir. Das gibt es doch gar nicht, denke ich bei mir. Sie lässt dich einfach gehen, ohne etwas zu fragen oder mir Ratschläge zu geben. Gehst du nun oder gehst du nicht? Ich setzte mich wieder und fragte sie: Wo soll ich denn anfangen. Es gibt so vieles, was ich heute noch nicht verstehe. Einfach damit, was Sie am meisten bedrückt, antwortet sie. Ich überlege einen Moment, dann bricht es aus mir heraus. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich nicht auf meine Freundin gehört habe und noch etwas länger mit ihr in der Disco geblieben bin. Nur 3 Minuten später und sie würde noch leben. Dass sie daran denken, ist doch verständlich. Haben sie sich schon einmal gefragt, was die ganzen Vorwürfe bringen? Wird ihre Freundin davon wieder lebendig? Noch ein ganz wichtiger Punkt: Was würde ihre Freundin zu diesen Vorwürfen sagen? Meinen Sie nicht auch, dass sie Ihnen gut zureden würde: Mein Schatz, du kannst doch nichts dafür. Wir müssen es hinnehmen, wie es nun einmal ist. Mache dir keine Gedanken, was wäre wenn. Darauf antworte ich: von der Seite habe ich es noch nie gesehen. Vielleicht haben Sie sogar recht, antworte ich der Frau Doktor. Sehen Sie, darüber werden wir noch einige Male reden müssen. Für heute habe ich Ihnen jedoch genug zum Nachdenken mitgegeben. Morgen sehen wir uns wieder. Das war meine erste Lehrstunde. Nach dieser Stunde ging ich direkt in den Speisesaal, es gab ja bald Abendessen. In der letzten Ecke saß wieder das Mädchen aus dem Schwimmbad. Schau mal, denke ...