1. Das Leben mit nur einem Bein


    Datum: 20.12.2017, Kategorien: Sonstige,

    ... gute Fachklinik für Amputierte.
    
    Da angekommen, wurde ich sehr freundlich empfangen. Der Hausmeister brachte meine Koffer direkt auf mein Zimmer. Eine Schwester zeigte mir, wie ich am einfachsten dort hinkomme. Später kam dann noch ein Arzt zur Untersuchung. Er war unheimlich nett. Trotzdem versetzte er mir direkt einen Schock. Nachdem er mich untersucht hatte, eröffnete er mir, dass ich niemals eine Beinprothese tragen kann. Der Stumpf ist einfach zu kurz dazu. Da heulte ich auf: Warum, verdammt noch einmal, haben ihre Kollegen ihn denn so weit abgeschnitten? Reicht es nicht, wenn der Rest weg ist? Leider nein, kam die Antwort vom Arzt. Sie haben noch Glück im Unglück gehabt. Es hat nicht mehr viel gefehlt und das Becken wäre auch noch kaputt gewesen.
    
    Weiter meinte er dann: Ich weiß, dass dies alles viel zu viel für Sie ist. Sie werden noch lange brauchen um das zu verarbeiten. Eines sollten sie gleich von Anfang an wissen: Wir tun hier alles für sie, was nur irgendwie möglich ist. Wenn ich da die Möglichkeit gehabt hätte mich umzubringen, könnte ich hier nicht mehr schreiben.
    
    Später kam noch eine Schwester, um meine ganzen Daten aufzunehmen. Ganz automatisch antwortete ich. Mit meinen Gedanken war ich ganz woanders. Die Schwester hat das natürlich gemerkt. Sie nahm meine Hand, streichelte sie und meinte: Wenn du kannst, dann weine, gleich wenn ich rausgegangen bin. Weine so viel du kannst. Tränen spülen vieles weg.
    
    Ich glaube das hätte sie mir gar nicht zu sagen ...
    ... brauchen. Ich war so verzweifelt, wie noch niemals in meinem Leben. Bald danach kam wieder eine andere Schwester und hängte mich an einen Tropf. Das ist ein Schmerzmittel, damit sie nicht auch noch damit gequält werden Kurz darauf bin ich eingeschlafen. Später erklärte man mir, dass auch ein Schlafmittel darin war.
    
    Am nächsten Morgen bekam ich einen sogenannten Laufzettel. Darauf standen sämtliche Termine, die ich wahrnehmen sollte. Das ging schon gleich nach dem Frühstück mit einem Lauftraining los. Ich sollte dadurch sicherer mit meinen Krücken, die hier nur Gehhilfen genannt wurden, gehen kann. 45 Minuten am Stück üben war schon ganz schön anstrengend.
    
    Eine Stunde Pause, dann ging es mit Wassergymnastik weiter. Hier waren nicht nur Beinamputierte, sondern, auch Menschen ohne Arm. Einer sogar ganz ohne Arme. Mancher ohne Hand. So schlimm es auch bei mir war, habe ich mich fast für meine Verzweiflung geschämt.
    
    Ganz hinten in der Ecke, von allen abgesondert, stand ein Mädchen mit nur einem Arm. Der rechte fehlte ihr. Ich habe mir weiter nichts dabei gedacht. Vor allem, weil auch ich nichts mit den anderen zu tun haben wollte. Die verlangten, Bewegungen mit nur einem Bein zu machen, dass war nicht gerade leicht. Oft genug bin ich einfach ins Wasser geplumpst.
    
    Danach war Mittagspause bis 15.00 Uhr. Weiter ging es dann mit Einzelgymnastik. Was soll das den werden, habe ich mir gedacht. Das Bein ist weg, wie denn Gymnastik machen. Schnell merkte ich, dass es gar nicht ...
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