1. Das Leben mit nur einem Bein


    Datum: 20.12.2017, Kategorien: Sonstige,

    ... schon mit dem Kaffee. Sie setzte sich zu mir ans Bett. Sofort nahm sie meine Hand in ihre und fing an zu weinen. Sie schluchzte immer wieder. Wobei sie immer versuchte mir etwas zu sagen. Das erste was ich verstand, dass sie sich entschuldigen möchte, weil sie bei dem Benehmen ihres Mannes nicht eingegriffen hat. Darauf konnte ich nur antworten: Du hast doch noch nie etwas zu sagen gehabt, wenn er dabei war. Das stimmt, meinte sie da. Dafür habe ich versucht meine ganze Liebe deiner und meiner Saskia zu geben. Ich war doch für sie verantwortlich. Wäre ich gegangen, hätte er garantiert das alleinige Sorgerecht bekommen. Was dann passiert wäre, kannst du dir ja denken. Ja, das ist sicher richtig. Saskia hat mir genug erzählt, um ihn sofort in den Knast zu schicken. Leider kann sie nicht mehr aussagen und ich kann es nicht beweisen.
    
    Doch nun zu dir. Wofür hast du den Koffer mitgebracht? Sie antwortete: Heute habe ich den Mut gefunden, den Schurken zu verlassen. Da ich nicht wusste, wo ich hingehen sollte, habe ich mir gedacht, dass ich vielleicht in deiner Wohnung bleiben kann, so lange du zur Reha bist. Hier wird er mich wohl nicht suchen. Das bestimmt nicht. Reinkommen kann er auch nicht, die Tür ist fast einbruchsicher. Natürlich kannst du bleiben. Wie ist es mit Einkaufen? Da gibt es einen Supermarkt, bei dem man telefonisch etwas bestellen kann. Das wird dann nach Hause geliefert. Das ist gut, dann rede ich morgen früh noch mit der Nachbarin, damit du es auf ihren Namen ...
    ... bestellst und es zu ihr geliefert wird. So erscheint dein Name nirgendwo.
    
    Wir redeten dann noch bestimmt 2 Stunden lang über das, was wir alles Schönes mit Saskia erlebt haben. Auch über dass, was wir noch alles vorhatten.
    
    Zuletzt war ich jedoch so erschossen, dass ich die Augen nicht mehr aufhalten konnte. Die Mutter meinte darauf, ich lege mich dann auf die Couch. Wo hast du denn die Decken? Auf der Couch kannst du nicht schlafen. Lege dich einfach hier in Saskias Bett. Wir werden schon nicht übereinander herfallen. Das ist ja super, meinte sie, vielleicht fühlen wir uns nicht so alleine.
    
    So kam es dann auch. Sie kam mit einem Schlafanzug an aus dem Bad. Gab mir einen ganz leichten Kuss, sagte danke und gute Nacht. Danach legte sie sich in das andere Bett und kuschelte sich soweit ein, dass man nur noch ihre Haare sehen konnte.
    
    Ich bin dann sofort eingeschlafen. Doch leider nur für eine Stunde. Vor lauter Schmerzen in meinem Beinstumpf bin ich aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen.
    
    Am nächsten Morgen frühstückten wir zusammen. Danach holte ich meine Nachbarin zu uns, um ihr zu erklären worum es sich handelt, wenn sie auf einmal Lebensmittel geliefert bekommt. Ich kannte sie ja schon sehr lange und wusste genau, dass sie nichts verraten wird. Die beiden verabredeten noch, dass sie sich zu einem Kaffee trinken, treffen werden. Mein Taxi stand vor der Tür. Eine Autofahrt von gut 2 Stunden stand mir nun bevor. So weit weg oder so nah dran war eine sehr ...
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