1. Das Leben mit nur einem Bein


    Datum: 20.12.2017, Kategorien: Sonstige,

    ... nicht verstehen konnte, dass du es bei so einem, im Grunde genommenen Feigling, ausgehalten hast. Nun fing sie auch noch an zu weinen. Als sie rausging, flüsterte sie mir noch zu: Ich rufe dich heute Abend noch an. Bitte besorge dir heute noch ein neues Schloss für deine Wohnung, sonst gibt es eine Katastrophe.
    
    Als sie dann weg waren, musste ich erst einmal versuchen alles in die Reihe zu bringen.
    
    Wie kann ein Vater nur so über seine tote Tochter urteilen? Wie kann er mich so verurteilen, nur weil wir in der Disco waren? Ich verstehe es nicht. Er war zwar nie so richtig mit unserer Heirat einverstanden. Seine Tochter hat ja etwas Besseres verdient. Dass erzählte er jedem, der es hören wollte oder auch nicht. Dabei hat er sich so gut wie nie um sie gekümmert. Nur wenn er sie vorzeigen konnte, war sie seine geliebte Tochter.
    
    Nur gut, dass ich gar nicht zur Ruhe kam. Einiges musste ich ja noch erledigen. Vor allem wollte ich den Ratschlag beherzigen und das Schloss auswechseln lassen. Mit meiner Nachbarin musste ich auch noch reden, damit sie mir regelmäßig meinen Briefkasten leert. In meiner Firma muss ich auch noch anrufen und mich erst einmal für die nächsten 6 Wochen abmelden. Was dann kommt, wird sich ergeben.
    
    Nach einigem hin und her telefonieren fand ich dann auch einen Schlüsseldienst, der mir das neue Schloss heute noch einbauen wird. So verging der Tag mit so viel Dingen, dass ich nicht zum Denken kam. Oft verfluchte ich zwar mein fehlendes Bein, wenn ...
    ... mir wieder einmal etwas nicht gelungen ist. Richtig zum Bewusstsein, dass dies endgültig ist, kam es mir immer noch nicht. Am späten Nachmittag kam auch der Schlüsseldienst mit verschiedenen Schlössern. Von ganz einfach bis aufbohrsicher. Dazu noch einen Sicherheitsbügel. Da kann keiner ohne sehr viel Lärm die Tür aufmachen. Wenn wir dann außen noch ein Schild anbringen; diese Tür wird Video überwacht, wird sich jeder hüten hier einzusteigen. Das kostet zwar eine Menge Geld, doch sie sind sicher. Über der Tür baue ich dann noch eine Kamera Attrappe hin. Gut, so machen wir es. Gerade weil ich für mindestens 6 Wochen weg bin.
    
    Um 8 Uhr abends wollte ich mich endlich ins Bett legen, da klingelt es an der Tür. Zuerst wollte ich gar nicht aufmachen, dann dachte ich, es wäre die Nachbarin die noch etwas fragen wollte. Nur deshalb bin ich noch einmal mit meinen Krücken zu Tür gehumpelt.
    
    Nun wurden meine Augen doch ziemlich groß. Es war die Mutter meiner Freundin. Einen Koffer hatte sie neben sich stehen. Darf ich hereinkommen? Fragte sie mich. Ich könnte jedoch auch verstehen, wenn du nein sagst. Nein, komm rein, antwortete ich. Sie nahm ihren Koffer, stellte diesen im Flur ab und fragte mich. Ob sie uns einen Kaffee kochen dürfte.
    
    Gerne antwortete ich, ich wollte zwar gerade ins Bett. Hinlegen muss ich mich auf jeden Fall. Dann lege dich ruhig auf dein Bett. Ich bringe den Kaffee dann dorthin und bringe mir einen Stuhl mit. Dann können wir reden.
    
    Kurz darauf kam sie auch ...
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