1. Wenn die Nachtigall erwacht 02


    Datum: 28.08.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... telepathisch. Miriam sprang auf und ging in den Nebenraum. Sie sah eine orangefarbene Blüte, schüttelte den Kopf und drehte sich auf den Absätzen.
    
    »Ich werde mich von dir nicht benutzen lassen«, sagte Miriam, als sie den Raum verließ.
    
    Auf dem Weg in ihr Schlafzimmer wurde ihr bewusst, dass dieses kleine Pflänzchen gar keine andere Wahl hatte. Der Cerebrat war auf ihre Hilfe angewiesen.
    
    ‚Außerdem habe ich dir die Fähigkeit des Sehens geschenkt!', warf seine Stimme vorwurfsvoll ein.
    
    »Scheiße! Kannst du meine Gedanken hören?«, fragte Miriam, während sie die Kleidung für den Tag zusammensuchte.
    
    ‚Ja, aber bald habe ich nicht mehr die Kraft dazu ', antwortete V'nyx der IV.
    
    »Gut!«, sagte Miriam und schob ihren Kopf in den Raum, »dann überlege dir bis dahin, ob dir deine Farbe wichtiger ist als dein Leben.«
    
    Nach dem Duschen schlüpfte sie in eine weiße Leinenbluse, zog eine zu Hotpants umfunktionierte , ebenfalls weiße Jeans an und schaute in den Spiegel: grüne Augen -- passt; blonde, lange Haare -- passt; heller Hauttyp -- passt; Oberweite -- passt; ...
    
    Sie ging die Checkliste für die kühle Blonde sorgfältig durch, so wie es ihr beigebracht wurde. Obwohl diese Erscheinung ihrem menschlichen Ursprung am ähnlichsten kam, wollte sie keine Anfängerfehler machen. Routine war tödlich!
    
    ‚Wo gehst du hin?', fragte V'nyx der IV., als Miriam die Tür ihrer Behausung entriegelte.
    
    »Ich gehe in die Stadt und mache, was Menschen halt so machen«, sagte sie und eilte in ...
    ... weißen Sneakers die Metalltreppe hinab.
    
    ***
    
    Knapp zwei Stunden später befand sich Miriam auf einem Autobahnrastplatz. Sie saß hinter dem Lenkrad eines 2014er Ferrari F12 und drückte dem Autoverkäufer, der auf dem Beifahrersitz saß, die Hand auf den Mund. Sie trug weiße Stoffhandschuhe. Er schaute sie mit weit aufgerissen Augen an während sie ruhig zu ihm sprach: »Wenn sie jetzt rumzappeln oder sonst irgendwie die Nerven verlieren, gibt das hier eine riesen Sauerei.«
    
    In seinen Augen spiegelte sich die nackte Panik. Was war das nur für eine Frau?
    
    »Sie wollen das teure Auto doch nicht einsauen?«, fragte sie mit Nachdruck. Er schüttelte den Kopf. Miriams Hand auf seinem Mund folgte den Bewegungen.
    
    »Heben sie die Hände hoch, damit ich sie sehen kann«, sagte Miriam so höflich, dass es wie eine Bitte klang. Er hob die geöffneten Handflächen auf Augenhöhe. Seine Atmung ging flach und stoßweise.
    
    »Gut«, sagte Miriam und zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter, auf das fahrerseitige Türfenster, »Die Jungs da draußen sind vielleicht nicht so einsichtig wie sie. Ich kümmere mich darum und was machen sie solange?«
    
    »Nichts«, presste er durch schmalen Lippen.
    
    »Richtig«, sagte Miriam und schenkte ihm das wertschätzende Lächeln, das ein kleiner Junger von seine Lehrerin erwarten konnte, wenn er etwas besonders gut gemacht hatte. Miriam drehte ihren Oberkörper von ihm weg und öffnete ihr Seitenfenster. Der Autoverkäufer beobachtete sie mit erhobenen Händen und fragte ...
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