1. Wenn die Nachtigall erwacht 02


    Datum: 28.08.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... ragte ein nach innen gewölbter Kelch dem Boden entgegen und lief in einem fingerdicken blauen Absatz aus. Ihre Zehen mit den dunkelblauen Nägeln standen fest auf dem Boden, ein Großteil ihres Gewichts lastete auf den Fußballen. Die Mittelfüße ragten steil empor und wurden von den zwölf Zentimeter hohen Absätzen gestützt.
    
    In der ganzen Pracht ihrer Erscheinung schritt sie nackt, auf hohen Hacken, durch ihre Unterkunft. Auf dem Weg zur Küche blickte sie durch die offene Tür in den Raum, in dem der Pflanzkübel stand -- und erstarrte in der Bewegung. Aus der Oberseite der Datenkapsel, die sie erst vor einigen Stunden eingepflanzt hatte, ragte ein kurzer fleischiger Stiel mit einer handtellergroßen, orangefarbenen Blüte.
    
    »Fuck!«, keuchte Miriam und erkannte den Grund für ihren ungewöhnlich großen Spermadurst: In ihrer Abstellkammer wuchs ein Cerebrat!
    
    »Fuuuuck!«, rief Miriam, als ihr bewusst wurde, was das für Konsequenzen haben würde. Mit hastigen Schritten eilte sie aus dem Raum und führte ein Selbstgespräch: »Ist doch klar! Wenn man die Dinger in feuchte Erde steckt, schlagen sie Wurzeln, dann wählen sie ihre pflanzliche Erscheinungsform. Warum habe ich gestern nicht daran gedacht, als ich ihn einpflanzte?«
    
    Miriam legte im Moment der Erkenntnis ihre Hand auf die Stirn. Sie hatte zwar der unmittelbaren Verlockung dieser Datenkapsel widerstehen können, war ihrer Macht dann aber doch erlegen -- zumindest auf einer subtilen Ebene.
    
    In der Küche stand ein großer ...
    ... Stickstoffbehälter, in dem sie eine Notration an Sperma lagerte. Sie öffnete den Deckel und weiße Stickstoffschwaden waberten über ihre klavierlackschwarzen Arme. Miriam war durchaus in der Lage, ihren Spermabedarf aus eigener Kraft zu decken. Dennoch bevorzugte sie es, einen Notvorrat zu besitzen. Das Schwierigste war die Beschaffung des Behälters gewesen, den Stickstoff und die Spermaproben konnte man im Internet bestellen.
    
    Miriam zog eines der Fläschchen aus dem flüssigen Stickstoff. Sie hielt die Spermaprobe mit den Spitzen ihrer Fingernägel, um sich keine Erfrierungen an den Fingern zu holen und stellte es vorsichtig auf die Küchentheke. Dann suchte sie eine weitere Substanz, die in der hinteren Ecke ihrer Küche stand. Nach kurzer Zeit kam sie zurück in den Raum, in dem V'nyx der IV. die Strahlen der aufgegangenen Sonne genoss. Miriam wusste nicht warum sie den Namen des Wesens kannte. Diese Information war plötzlich da, hielt sie aber nicht von ihrem Vorhaben ab.
    
    Sie stellte eine große Flasche Chlorreiniger und das kleine Fläschchen mit dem tiefgefrorenen Sperma auf den Boden neben dem Kübel. Dann baute sie sich selbstbewusst vor der Blüte auf, stemmte eine Hand in die Seite und belastete das gegenüberliegende Bein.
    
    »Siehst Du das?«, fragte sie provokant und zeigte auf ihre Lippen, »die sind blau!«
    
    Die Blüte drehte sich ein Stück zur Seite, zeigte Miriam im Rahmen ihrer Möglichkeiten die kalte Schulter und provozierte die Blaue Königin damit erneut.
    
    Mit dem ...
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