1. Nachtwache


    Datum: 24.08.2020, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... zu.
    
    Ich war schockiert von mir. Natürlich hatte ich mich gegen ihn gewehrt, aber nicht aus Abscheu. Ich hatte mich gewehrt aus Entsetzen darüber, dass ich seinen Kuss um ein Haar erwidert hätte. So etwas durfte mir doch nicht gefallen!
    
    Es musste daran liegen, sagte ich mir, dass ich schon zu lange allein war. Wann hatte ich das letzte Mal jemanden geküsst, geschweige denn Sex gehabt? Ich wusste es nicht mehr. Beziehungen dieser Art waren nichts für mich, zumindest nicht auf Dauer. Erstens ging ich vollends in meiner Arbeit auf, sodass mir ohnehin wenig Zeit für soziale Kontakte blieb -- außerdem hatte ich ja den Hund -- und zweitens hatte ich bisher kaum einen Menschen getroffen, mit dem ich wirklich Lust hatte, zusammen zu sein und womöglich das Bett zu teilen. Es dauerte lange, bis ich anderen vertraute, und ohnehin sahen die meisten Männer in mir wahrscheinlich eher einen guten Kollegen und Kameraden als eine potentielle Partnerin.
    
    Das ist es wahrscheinlich, dachte ich. Mit seinem Kuss hat er etwas in mir zum Vorschein gebracht, was ich schon erfolgreich verschüttet geglaubt hatte. Sehnsucht nach körperlicher Zuwendung. Was sah ich denn in ihm? Einen älteren, aber immer noch recht attraktiven Mann mit einer faszinierenden Persönlichkeit, den ich durchaus mochte und der mir auf eine gewisse Art vertraut war. „Papa" hatte ich ihn vorhin gerufen, beim Versuch ihn einzuholen. Dabei entsprach diese Bezeichnung nicht im Geringsten dem Bild, das ich von ihm ...
    ... hatte.
    
    Der Hund rieb seinen Kopf an meiner Hüfte und forderte mit einem klagenden Laut meine Aufmerksamkeit. Ich hockte mich neben ihn aufs Deck und vergrub das Gesicht in seinem weißen Fell.
    
    „Ach, Paulo, warum muss eigentlich immer alles so verkorkst sein?"
    
    Er leckte mir übers Ohr und ich musste gegen meinen Willen lachen. „Guter Junge", sagte ich und kraulte ihm den Nacken. „Was meinst du, soll ich noch mal versuchen, mit ihm zu reden?"
    
    Hechelnd sah er mich an, als verstünde er jedes Wort und wedelte dann mit dem Schwanz.
    
    „Okay", murmelte ich und erhob mich langsam, „dann mal los."
    
    Im Ruderhaus war er nicht mehr, aber unten in der Messe brannte Licht. Vorsichtig stieg ich die steile Treppe hinunter, unsicher, in welcher Verfassung er wohl sein mochte.
    
    Er saß auf der Sitzbank, die Ellenbogen auf den Tisch vor ihm gestützt, das Gesicht in den großen Händen vergraben. Es versetzte mir einen Stich ins Herz, ihn so in sich zusammengesunken vorzufinden. Schließlich hob er den Kopf und sah mich an, offenbar völlig überrascht, dass ich noch da war und nicht längst das Weite gesucht hatte. In seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck. Ich weiß nicht, wie ich es am besten beschreiben soll. Es war etwas wie Erschöpfung, Hunger -- und gleichzeitig schien ein Feuer in seinen Augen zu brennen. Dieser Ausdruck ließ mein Herz schmerzhaft schneller schlagen, weil er widerspiegelte, wie es in mir aussah.
    
    Ich ging langsam in den Raum hinein, sein Blick hing an mir wie der eines ...
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