Nachtwache
Datum: 24.08.2020,
Kategorien:
Inzest / Tabu
... raus in die Welt wollte -- und ich war weiß Gott stolz auf sie, auch wenn ich nichts zu ihrem Erfolg beigetragen hatte -- , aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie meine Tochter ist."
Was wollte er damit sagen? Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
„Was meinst du damit?"
„Genau das, was du vorhin zu mir gesagt hast", antwortete er und sah mich durchdringend an. „Du warst genauso wenig eine Tochter für mich wie ich ein Vater für dich. Wir sind uns ähnlich, schön, und wir verstehen uns gut, zumindest manchmal -- aber wenn ich dich ansehe, dann..." Er brach ab.
„Was?", bohrte ich nach.
„Nichts!", knurrte er ruppig und wandte sich abrupt ab.
Da war sie wieder, diese seltsame Spannung zwischen uns. Ich spürte auch die Nervosität zurückkehren, die heute Nachmittag in mir gewesen war, bevor wir uns wiedergesehen hatten.
Trotzdem reizte ich ihn weiter.
„Sag schon", verlangte ich, während ich langsam näher an ihn herantrat. „Wenn du mich ansiehst, dann was? Würdest du mir am liebsten eine scheuern? Mir den Hals umdrehen? Mich ertränken? Auf den Mond schießen? Oder..." Jetzt stockte ich, weil mir ein völlig absurder Gedanke durch den Kopf ging.
Er drehte sich um und schien mich mit seinem finsteren Blick durchbohren zu wollen. Wir standen so dicht voreinander, dass ich den Kopf heben musste, um ihm in die Augen zu sehen.
„Na?", fragte er gefährlich sanft.
Ich grinste verlegen und hob die Schultern. „Nichts."
Seine Augen funkelten. „So?"
Gerade ...
... wollte ich sicherheitshalber einen Schritt zurück machen, als sein rechter Arm plötzlich vorschnellte und seine Hand mich im Genick packte. Ehe ich auch nur einen Laut der Überraschung herausbringen konnte, hatte er mich an sich gepresst und küsste mich! Es war grob, fordernd und verlangend, dauerte aber nur wenige Sekunden, weil ich ihm so fest ich konnte mit der Faust gegen die Brust schlug. Sofort ließ er mich los und wir taumelten nach Luft schnappend auseinander. Unsere Blicke trafen sich und ich empfand fast etwas wie Genugtuung, dass er mindestens so erschrocken aussah wie ich mich fühlte. Mit zitternden Fingern richtete ich den Kragen meines Mantels und verließ nach einem letzten Blick auf meinen Vater mit schnellen Schritten das Ruderhaus.
Draußen empfing mich der scharfe Wind und kühlte meine glühenden Wangen. Meine Knie waren weich. Ich schwankte zur Backbord-Reling und stützte mich schwer darauf.
„Scheiße", murmelte ich, „Scheiße, Scheiße, Scheiße!"
Der Wind, der an meinen Locken zerrte und die Salzluft, die er von der Nordsee in den Hafen trug, beruhigten mich ein wenig, zumindest so weit, dass ich in der Lage war, die Situation logisch zu analysieren.
Mein Vater, Wolf Harms, hatte mich geküsst, und das nicht auf väterliche Weise. Warum hatte er das getan? Gut, er sah in mir keine Tochter, aber das war doch noch lange kein Grund... Es war zwecklos, seine Absichten oder Gefühle ergründen zu wollen, also wandte ich mich lieber meinem eigenen Empfinden ...