1. Nachtwache


    Datum: 24.08.2020, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... zeigte mir die hydraulischen Winden, mit denen die Netze für die „Hols" auf den Grund gebracht und wieder eingeholt wurden und das Förderband, auf dem der Fischer seinen Fang sortierte. Es war erstaunlich, wie viel er nicht nur über die Technik wusste, sondern auch über die Geschichte des Krabbenfangs.
    
    „Tja, die Blütezeit der Küstenfischerei ist lange vorbei", sagte er mit Bedauern in der Stimme, als wir schließlich in das kleine Ruderhaus gingen. „Heute kann so 'n kleiner Fischer froh sein, wenn er die Kosten für 'ne Fahrt wieder reinkriegt. Na, und von den schrumpfenden Fischbeständen muss ich dir wohl nichts erzählen, damit kennst du dich ja aus."
    
    Ich nickte und schaute an ihm vorbei aus dem Fenster. „Alles hat seine Zeit", sagte ich langsam. Dann räusperte ich mich verlegen. Jetzt gerade schien mir meine Zeit gekommen.
    
    „Es tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe."
    
    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er einen erneuten Wutanfall bekommen würde, aber er überraschte mich. Erst warf er mir nur einen schiefen Blick zu, dann antwortete er: „Man soll sich nicht entschuldigen, wenn man recht hat."
    
    Verblüfft sah ich ihn an. „Was?"
    
    Er ging an mir vorbei zum Steuerrad und legte die linke Hand darauf, als wäre er am liebsten sofort losgefahren. „Natürlich hast du recht", sagte er ungeduldig. „Ich war kein Vater für dich. Wie auch? Ich war ja nie da."
    
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich an die Wand. Ein solches Gespräch hatten wir noch ...
    ... nie geführt.
    
    „Und warum bist du dann vorhin so ausgerastet?", fragte ich auf die Gefahr hin, ihn zu provozieren. „Wenn doch dein Schwiegervater und ich recht haben?"
    
    Er starrte nach draußen auf das schwarze, durch den Wind bewegte Wasser, welches klatschend gegen die Bordwand schlug und den Kutter beständig schaukeln ließ.
    
    „Weil die Wahrheit weh tut", erwiderte er schließlich heiser.
    
    „Und warum hat bisher jedes Mal, das wir uns gesehen haben, im Streit geendet? Hab ich dir etwa jedes Mal irgend 'ne Wahrheit gesagt, die du nicht hören wolltest?" Meine Worte klangen spöttisch, aber er wurde immer noch nicht wütend.
    
    Jetzt sah er mir wieder ins Gesicht und grinste leicht. „Das nicht unbedingt, aber du bist mir einfach zu ähnlich. Zwei Sturköppe auf einem Haufen, das geht nicht lange gut."
    
    Lange schaute ich ihn einfach nur an, dann sagte ich: „Ich glaub, wir hätten uns richtig gut verstanden, wenn wir mehr Zeit zusammen gehabt hätten. Versteh mich nicht falsch", fuhr ich schnell fort, „ich war nie wütend auf dich, weil du so selten da warst. Im Gegenteil, ich war immer stolz darauf, einen Vater zu haben, der als Kapitän zur See fährt. Und als du bei meiner Abiturfeier warst... da hab ich mich so was von gefreut. Spätestens da wusste ich sicher, dass ich dir irgendwie wichtig bin."
    
    „Sieben Jahre ist das schon her", sagte er mit einem fast wehmütigen Unterton. „Da hab ich eine hübsche junge Frau gesehen, die ihre Kindheit längst hinter sich hatte und jetzt selbst ...
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